Eine überdrehte Fernsehmoderatorin versucht ihre Mutter, die nach einem Sturz zwar nicht mehr weiß, wer sie ist, aber sich erinnert, dass sie schon immer nach New York wollte, von einem Kreuzfahrtschiff zu holen, bevor das ablegt. Die Last-Minute-Aktion misslingt und so werden beide – samt des homosexuellen Stylisten – als blinde Passagiere zur Mitarbeit an Bord verdonnert. Klingt schon ziemlich abgedreht? Ist es, aber erstaunlicherweise packt die Geschichte von Ich war noch niemals in New York einen trotzdem und an manchen Stellen rührt sie sogar zu Tränen.
Von Musikvideos zum Musical-Film
Die guten Gründe dafür liegen auf der Hand. Philipp Stölzl, der bildgewaltige und stilsichere Regisseur unter anderem von Rammstein-Videos und Filmen wie Nordwand, Der Medicus und dem RTL-Eventdreiteiler Winnetou, hat ein hochkarätiges Ensemble versammelt, das seine Figuren ernst nimmt. Allen voran begeistert eine der bekanntesten Hauptstädterinnen: Katharina Thalbach. An ihrer Seite kein Geringerer als Uwe Ochsenknecht, der die Udo Jürgens-Songs mit einer Hingabe singt, die wirklich mitreißt. Zusammen geben sie Maria, besagte Mutter der TV-Moderatorin, und Otto, den Berufs-Charmeur, deren jugendliche Liebe einst unglücklich endete und die sich nun nach vielen Jahren wiederfinden….
Auch der Erzählstrang von Ich war noch niemals in New York mit Wahlberlinerin Heike Makatsch als TV-Star Lisa Wartberg und Moritz Bleibtreu als Axel Staudach hat einige schöne Momente. Gesanglich liegt Pascale Aleardi ganz weit vorn, der dem bisexuellen Bordzauberer Costa Tiefe verleiht. Insgesamt ist das Musical ein Gute-Laune-Film, was natürlich auch Udo Jürgens zu verdanken ist. Viele Lieder von ihm kennst du, selbst wenn du niemals Fan des Musikers warst. Seine Songs sind keineswegs mit seichtem Schlager gleichzusetzen, sie erzählen Geschichten und sind musikalisch meist eher anspruchsvoll. Udo Jürgens war einer der bedeutendsten Entertainer aller Zeiten, der in fast allen Musiksparten erfolgreich war.
Unser Tipp
Lass dich also von den Bonbon-Farben und dem leider zum Teil albern wirkenden Trailer nicht abhalten, einen Film zu sehen, der das Herbstgrau vergessen macht. Noch ein Hinweis für Fans des Musicals, das übrigens ab Mai 2020 in Berlin zu sehen sein wird: Der Film nimmt sich die Freiheit, von der Bühnenfassung abzuweichen.
„Ich war noch niemals in New York“ startet am 17. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.