Unvergesslich ist Sarah Connors Version der deutschen Hymne zur Eröffnung der Münchner Allianz-Arena 2005: „Brüh im Lichte dieses Glückes.“ Ähnliches haben Shakira aus der kolumbianischen und Christina Aguilera aus der US-amerikanischen Hymne gemacht. Man kann also nur hoffen, dass angehende Interpreten des neuen „Songs für Spandau“ nicht allzu viele sprachliche Fallen einbauen.
Eigentlich gibt es bereits eine Spandau-Hymne, von Otto Ruthenberg 2007 zur 775-Jahr-Feier gereimt und komponiert, in der auch die bekannte, bezirkliche Stolz demonstrierende Wendung „Spandau bei Berlin“ nicht fehlt. Zum ersten Mal aufgeführt wurde sie auf der Zitadelle. Auch Ingo Insterburg hatte den Bezirk in seinem Blödelsong „Ich liebte ein Mädchen“ bedacht: „Ich liebte ein Mädchen in Spandau, / von der war immer der Mann blau.“ Und eigentlich hat Truck Stop mit „Old Texas Town, die Westernstadt“, die „mitten in Berlin“ liege, auch Spandau besungen: Der schönste Ort aller Berliner Cowboys befindet sich demnach an der Paulsternstraße in Siemensstadt.
Mitmachen ist alles
Nun also noch ein „Song für Spandau“. Ein ganzer Strauß bunter Melodien, deren Texte „etwas mit Spandau zu tun haben“ müssen, wie es in den Mitteilungen zum Musikwettbewerb „Ein Song für Spandau 2012“ steht. Die Spandauer Musikschule hat ihn „für SängerInnen, Bands und KomponistInnen mit Stilvielfalt“ ins Leben gerufen. Drei Wettbewerbe – „Ein Lied für Spandau“, „Spandau sucht das Supertalent“ und „Du bist Spandau“ – hat es dort in der Vergangenheit gegeben, nun also ist man auf der Suche nach einem neuen Bezirkssong. Der Preis für den Sieger: ein Klavier.
Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass das prämierte Stück dann wirklich zur offiziellen Bezirkshymne erhoben wird. Nicht einmal populären Weisen wie dem Gassenhauer „In Rixdorf ist Musike“, Walter Kollos Operettenohrwum „Es war in Schöneberg, im Monat Mai“, dem Mitgrölhit der Gebrüder Blattschuss „Kreuzberger Nächte sind lang“ oder „Ich liebe mein Charlottenburg“ des Schlagerduos Steffi & Bert war dies möglich.
Oden an eine ganze Stadt
Man muss gar nicht lange recherchieren, um weiteren Bezirksoden auf die Spur zu kommen, die sich als Identifikationsmelodien für Kiezberliner behauptet haben: Drafi Deutschers „Der Hauptmann von Köpenick“ oder Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“. City hat dem „King vom Prenzlauer Berg“, das „Linie 1“-Autorengespann Volker Ludwig/Birger Heymann den „Wilmersdorfer Witwen“ ein Denkmal gesetzt. David Bowie und Brian Eno wiederum verfassten für das von Berlin inspirierte Album „Heroes“ den Titel „Neuköln“ leider ohne Text und dazu noch mit falschem Titel, immerhin wurde der Bezirk durch Rio Reisers „Sonnenallee“ wieder einigermaßen rehabilitiert.
Nahezu unüberschaubar wird die Situation, wendet man sich von den Kiezmelodien zu denen mit Gesamtberliner Bezug. Die Jahrzehnte hinweg hat die Spreemetropole die Dichter, Komponisten und Interpreten inspiriert. Zu nennen sind hier musikalische Meisterwerke wie Will Meisels „Berlin bleibt doch Berlin“ und dem besonders mit Marlene Dietrich und Hildegard Knef verbundenen „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ über Knefs „Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ und Günter Neumanns Insulanerlied bis zu „Berlin“ von Ideal, Leonard Cohens „First we take Manhattan, then we take Berlin“ und „Zoo Station“ von U2 reichen. Doch für all diese Songs gilt: Offiziellen Status erreichten sie nie.
Einsendeschluss für den Wettbewerb „Ein Song für Spandau“ ist der 10. August 2012. Infos: www.musikschule-spandau-berlin.de