„Buchhändler/in als Aushilfe gesucht“, heißt es seit September auf ihrer Facebookseite. Befristet bis 31. Dezember. Einige Aushilfen sind schon im Dienst, sie ersetzen nach und nach jene Angestellten, die bereits anderswo untergekommen sind, und helfen der Buchhandlung „Sosch“ so durch die Zeit der allgemeinen Auflösung hindurch. Denn Berlins größter inhabergeführter Buchladen macht zum 31. Dezember zu. „Das war es dann mit uns“, sagt Inhaberin Sonja Schwestka-Krause. Ab 2016 wird ein anderer Mieter in den 620 Quadratmeter großen Räumen sein. Wer, ist noch nicht klar.
Eine kleine Kulturbastion
Und nun also Sosch. Ja, es habe Briefe, Mails und Anrufe aus der Stammkundschaft des Buchladens gegeben, sagt Ahlefeld, die habe man einzeln beantwortet und mitgeteilt, dass die Verkaufsflächen neu zugeschnitten würden, und dass der Buchladen, da, wo er ist, nicht mehr ins neue Konzept passe.
Dass man ihr ein Umzugsangebot innerhalb des Centers gemacht habe, sagt auch Sonja Schwestka-Krause, aber das habe sie abgelehnt. Nach vier centerinternen Umzügen und Vergrößerungen wäre es zu teuer und zu kraftraubend geworden, sagt die 57-Jährige und wundert sich nicht, dass das Centermanagement darauf keine Rücksicht nehmen wollte: „Wir sind kein Ankermieter“, sagt sie.
Tatsächlich war der Laden durchaus eine kleine Kulturbastion, oftmals veranstaltete er Lesungen – Hardy Krüger, Dieter Hallervorden, Ken Follet, Horst Bosetzky waren da.
Teile des Ladens sind bereits leergeräumt
Als nun in diesem Jahr die rund zwölf Angestellten nachzudenken anfingen, wie das Jubiläum zu feiern sei, verdichteten sich die Gerüchte. Und tatsächlich standen dann statt Glückwünschen Kündigungen auf der Tagesordnung. Furchtbar sei das alles, sagt Sonja Schwestka- Krause, schließlich sind einige ihrer Mitarbeiter seit Jahrzehnten bei Sosch. Und auch einige der Kunden. Manche, die vor 30 Jahren ihre ersten Bücher im damals noch ziemlich improvisierten Holzregal-Laden kauften, kommen heute mit ihren Kindern und sogar Enkelkindern.
Im Laden selbst sind inzwischen erste Auflösungserscheinungen zu beobachten. Erste Teile des Ladens sind bereits leergeräumt und gesperrt. Für den restlichen Bestand an Büchern hofft sie, dass die Verlage sie zurücknehmen – und natürlich auf das Weihnachtsgeschäft. Für ihre eigene Zukunft hat sie noch keine konkreten Pläne. Erst mal erholen! Und dann in der Branche bleiben. Ohne Bücher? Das geht nicht. Da sind sie sich dann wieder ganz einig. Denn auch die Centermanager wollen auf Bücher nicht verzichten. Es wird nur ein anderer Name werden. Welcher? Psst. Da liefen die Verhandlungen noch, heißt es.