„Sie können sich nicht vorstellen, wie es hier vor fünf Jahren ausgesehen hat“, erzählt ein langjähriger Anwohner bei der Eröffnung des Grünzuges. Wo sich heute Rasen, Bäume und Spielanlagen befinden, existierten bis vor einigen Jahren ominöse Autowerkstätten und weitere kleinere Gewerbe. Die „Rote Insel“, so nennt sich das Gebiet in Schöneberg zwischen verschiedenen Bahngleisen, war zu diesem Zeitpunkt eher eine „tote Insel“, wie ein älterer Herr hinzufügt. „Das war ein wirklich trostloser, hässlicher Ort mit vielen Bretterbuden, die man lieber gemieden hat.“
Und weil sich daran in den vergangenen Jahren so einiges geändert hat und viele Bewohner die Entwicklung der Schöneberger Schleife mit Spannung verfolgen, haben sich bei der Eröffnung des Grünzugs insgesamt um die 30 Gäste vor dem Eingang des Cheruskerparks eingefunden.
„Hier soll man sich wohlfühlen“
Daniel Krüger, Bezirksstadtrat für Bauwesen in Tempelhof-Schöneberg, fasst das Projekt als „absolut gelungen“ zusammen, in das in den vergangenen viereinhalb Jahren 2,9 Millionen Euro an Fördergeldern aus dem Programm Stadtumbau West investiert wurden.
Allein 1,3 Millionen Euro seien für die entsprechende Räumung und Entsorgung des alten Gebiets notwendig gewesen, um die Wohnatmosphäre zu verbessern. Darauf hätten alle Beteiligten besonderen Wert gelegt, wie Sibyll Klotz, Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung von Tempelhof-Schöneberg, sagt: „Der Grünzug als Teil der Schöneberger Schleife ist wirklich eine erfreuliche Sache, mit der wir das Gebiet nicht nur fahrradfreundlicher, sondern auch für die Bewohner lebenswerter machen. Schließlich soll man gerne hier sein, sich wohlfühlen. Das ist hier bis vor einigen Jahren nicht unbedingt der Fall gewesen.“
Ein Denkmal im Grünzug
Mitten im sanierten Areal befindet sich ein vom Erneuerungskonzept unberührtes Denkmal. Seine Sanierung soll aber bald in Angriff genommen werden. Der Stadtteilverein Schöneberg ist gemeinsam mit der Berliner Geschichtswerkstatt bemüht, den historisch bedeutsamen Ort zu erhalten und zu einem Lern- und Gedenkort umzugestalten.
In dem verkommenen Gebäude lebten in den 30er Jahren Annedore und Julius Leber, zwei Widerstandskämpfer des Nationalsozialismus. Er bezahlte den Kampf für die Demokratie 1944 mit seinem Leben. „Es war schon im Gespräch, das Haus abzureißen. Doch genug Menschen waren dagegen. Also bleibt es“, sagt ein Mitarbeiter des Stadtteilvereins Schöneberg.
Die „Rote Insel“ lebt
Die Anwohner zeigen sich durchaus angetan vom neuen Gesicht ihrer Torgauerer Straße: „Es wirkt ruhig, frisch und angenehm. Hier kann man es sich an schönen Tagen so richtig gutgehen lassen“, findet eine ältere Dame. Das dürften Radfahrer und Skater ähnlich sehen, die jetzt von Neukölln bis Wilmersdorf durchfahren können.
Und die Tatsache, dass sich auf der Wiese ein junger Mann im Golf spielen übt oder ein Vater mit seinen Kindern an den Kletteranlagen Spaß hat, zeigt: Die „Rote Insel“ lebt. „Mittlerweile gibt es hier auch wieder deutlich mehr kleine Läden und Kindergärten. Das wäre vor Jahren undenkbar gewesen“, so eine junge Frau mit Kinderwagen. Gut möglich, dass die Schöneberger Schleife und der Grünzug zwischen Cheruskerdreieck und Torgauer Straße dazu beitragen, dass das so bleibt.