Laut WWF fallen jährlich 78 Millionen Tonnen Plastikmüll an, davon gelangen unkontrolliert 32 Prozent in die Umwelt und dort bleibt der Müll auch erstmal. Schließlich kann Plastik bis zu 400 Jahre brauchen, bis es zersetzt wird und so bedrohen die stetig steigenden Abfälle Flora und Fauna sowie den Menschen.
Was drin ist, steht drauf
Der spanische Unternehmer Javier Goyeneche hat sich mit seiner Modemarke Ecoalf zur Aufgabe gemacht, den bereits produzierten Müll zu sportiven Lifestyle-Klamotten umzuwandeln und selbst so wenig wie möglich eigenen Müll zu verursachen. So hängen im ersten deutschen Flagship-Store in der Alten Schönhauser Straße 5 Trenchcoats aus wiederverwerteten Fischernetzen, Funktionsjacken aus Kaffeebechern, Rucksäcke aus PET-Flaschen oder Sweatshirts aus recycelter Baumwolle. Das Gute: Du weißt, was drin ist, denn es steht drauf! Ob nun auf äußeren Labels oder im Inneren der Kleidungsstücke: So erfährst du beispielsweise, dass für einen der kleineren Rucksäcke 235 Gramm Fischernetz genutzt wurden, um den Stoff herzustellen.
Neben der Transparenz auf den Produkten setzt Goyeneche auf Kooperationen mit Unternehmen weltweit, um kontinuierlich Kleidung und Accessoires aus den verschiedensten Materialien herstellen zu können. Unter anderem arbeitet Ecoalf mit Firmen aus Taiwan, Portugal, Japan und Spanien zusammen. Das bringe aber auch Schwierigkeiten mit sich, wie uns eine Sprecherin erklärt, schließlich gelte es die Firmen zu überzeugen, die teureren Verarbeitungsprozesse anzunehmen. Dazu sind die Abfälle aus dem Meer oft infolge von Sonneneinstrahlung, Salz und Wasser stark verwittert, sodass hohes Know-how bei der Verarbeitung nötig ist sowie Investitionen in Forschung.
Ecoalf will sich diesen Herausforderungen stellen, um 100 Prozent recycelte Fäden zu erhalten. Ein Schritt zur Erleichterung der Arbeit für Kooperationspartner sind die Container, die Ecoalf in den Häfen aufstellt, damit Fischer ihre Netze ohne große Umstände entsorgen können und so das Material direkt an das Unternehmen gelangt. „Unser Ziel ist es, die erste Generation an recycelten Produkten zu schaffen, die in jeder Hinsicht der gleichen Qualität, dem hochwertigen Design und den technischen Anforderungen entsprechen, wie die besten nicht recycelten Produkte“, sagt Goyeneche. Für Knöpfe und Reißverschlüsse konnte Ecoalf bisher allerdings noch keine passende Recyclingquelle finden.
Accessoires, Damen und Herren & Designer-Kooperation
Im Shop findest du Mode für Damen und Herren in vor allem gedeckten Winterfarben, aber auch sehr modische Hingucker wie zum Beispiel unseren Liebling: Eine Windbreaker-Jacke im metallisch-schimmernden Roségold, die aus recycelten Plastikflaschen produziert wurde (197 Euro). Von der i-Pad Hülle bis zum lässigen Sweatshirt (ab 69 Euro) reicht das Angebot – erweitert wird dieses durch Kooperationen mit Designern. So gibt es aktuell herrlich bunte Windjacken mit Naturprints von der spanischen Designerin Sybilla, aber auch Tee und Kosmetik von anderen nachhaltigen Produzenten runden die Auswahl im Shop ab.
Das Interior im Laden ist ebenso grün: So gibt es einen Indoor Garden, Licht-Installationen aus PET-Flaschen sowie ein Sofa, dass auch aus Plastikflaschen hergestellt wurde. Um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit noch zu stärken werden Videos gezeigt, die über das Recycling-Programm von Ecoalf informieren.
Die Wahl für den Standort Berlin hat Javier Goyeneche sehr bewusst getroffen. „Zum einen ist die Stadt für mich zu einer der wichtigsten Mode-Metropolen geworden, zum anderen steht sie wie keine zweite in Europa für Offenheit und eine individuelle Lebensweise„, erklärt er.
Der Name Ecoalf steht übrigens nicht nur für Umweltbewusstsein, denn der Zusatz Alf bezieht sich auf den Vornamen Alfredo und so heißt Goyeneches Sohn. Der hat ihn zusätzlich motiviert, eine nachhaltige Marke ins Leben zu rufen, damit dieser in seiner Zukunft auch noch mit natürlichen Ressourcen rechnen kann.