„Hör mal, ein Pirol!“ Björn Lindners geschultem Ohr entgeht kein Laut des gelb-schwarzen Singvogels, von dem mittlerweile zwei Brutpaare im Naturschutzpark Marienfelde beheimatet sind. Der einzige Naturranger Berlins, der sich seit 2007 gemeinsam mit einer Gruppe von teilweise ehrenamtlichen Helfern um den Ausbau der Marienfelder Anlage kümmert, erklärt, dass der Pirol auf der roten Liste der bedrohten Tierarten steht. „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass er hier brütet“, so Lindner. An diesem Tag wird der Ranger noch einige Male innehalten, um den Ruf des Vogels zu orten und nach dem Tier Ausschau zu halten.
Heimat seltener Tierarten
„Die Anlage ist ein alter Deponiestandort gewesen und war viele Jahre geschlossen“, erklärt Lindner. „Nach der Wiedereröffnung kam ich ins Spiel und wurde gebeten zu schauen, wie es in dem Gebiet mit Arten und Naturvorkommen aussieht“, so der gelernte Natur- und Landschaftspfleger weiter. „Es hat sich dann herausgestellt, dass wir hier im Süden Berlins eine hohe biologische Vielfalt haben, die ihresgleichen sucht. Es ging darum, wie man das Ganze hier weiter entwickeln kann.“
Für die Natur sensibilisieren
Kaum ein anderer kann so anschaulich und umfangreich über Flora und Fauna der Marienfelder Stadtnatur berichten wie Ranger Lindner. Mit Begeisterung und einer tollen Erzählstimme, die einen ein wenig an Sendungen wie „Löwenzahn“ und Co. erinnert, erklärt Lindner den kleinen und großen Besuchern in den grünen Klassenzimmern der etwa einen Hektar großen Naturschutz- und Lehrstation, wie sie sich beispielsweise verhalten müssen um ein Tier beobachten zu können: „Viele Kinder kommen auf den Hof und fragen ‚Wo sind die Tiere?‘ – wenn man sich so benimmt, kann man nichts sehen“, so Lindner. „Man muss nicht unbedingt das Tier gesehen haben, um etwas darüber zu erfahren“. Laut Lindner sagen Spuren und Gerüche schon viel über die Verhaltensweisen der tierischen Bewohner des Parks aus.
Im angrenzenden Naturschutzpark treffen Fußgänger auf kleine Verweil- und Entdeckerzonen – an anderen Stellen allerdings auch auf von schwerem Gerät durchpflügten Boden. Lindner erklärt das als dringend notwendige Maßnahme für die Natur, auch wenn es teilweise wüst und nicht nachvollziehbar aussieht. „Es soll alles so natürlich und den Strukturen der Natur angepasst sein wie möglich“, so der Naturranger. In den dadurch entstandenen Tümpeln fühlen sich beispielsweise die Knoblauchkröten am wohlsten.
„Mein Anspruch ist es, zwischen Mensch und Natur zu vermitteln und den Ansprüchen von Natur und Landschaft in Zusammenhang mit den hier geschaffenen Erholungsflächen zu genügen“, erklärt Björn Lindner das Konzept der Anlage. Dabei betont er, dass er den Aufbau nicht ohne die Unterstützung der ortsnahen Bevölkerung und der Unternehmensnetzwerke geschafft hätte. „Ich hätte noch nicht mal einen Telefonanschluss“, so der Ranger. Mit Spenden von Firmen und der Hilfe der Stiftung Naturschutz, des NaBu Berlin und des Bezirks Tempelhof-Schöneberg konnten die Ideen für den Park erst umgesetzt werden.
Du interessierst dich für eine Führung? Anfragen werden im „Grünen Klassenzimmer“ und im „NaturErlebnisPark“ telefonisch oder per Email angenommen. Preis: 3,50 Euro pro Kind, Erwachsene 5 Euro. Hier erfährst du mehr.
„Björn Lindner hat sich sehr viel Zeit genommen, um mich durch die Naturschutzstation und über den Naturlehrpfad zu führen und deren Besonderheiten anschaulich zu erklären. Ich habe zwar nicht gesehen, wie ein Pirol aussieht (außer auf Wikipedia), kann ihn aber nach Lindners Hinweisen jetzt sicherlich von anderen Vogelstimmen unterscheiden – da hab ich doch was gelernt! Allerdings werde ich noch mehrmals die Station aufsuchen, denn beim ersten Mal kann man nicht gleich alles erfassen – es gibt einfach so viel zu entdecken! Ein tolles Ausflugsziel! Auch der Park lädt wunderbar zum Lernen, Erholen und Abschalten ein.“