Es ist die Ecke des Kurfürstendamms, die man nicht mehr so ganz aufm Schirm hat. Das neue Restaurant Savu gehört zum Boutique-Hotel Louisa’s Place. Schon der Neon-Schriftzug draußen wirkt eher wie ein cooler Shop, drinnen geht’s mit elegantem Understatement und grünen Akzenten weiter.
Gastgeber Vedad Hadziabdic kümmert sich höchstprofessionnell um die Gäste. Spitzenkoch Sauli Kemppainen lässt sich ebenfalls kurz blicken, um den ersten Gruß aus der Küche zu bringen. Kemppainen ist Finne und kulinarischer Botschafter seines Landes. Fürs Quadriga im Brandenburger Hof hat er bereits einen Stern erkocht.
Das Erfolgs-Duo Hadziabdic und Kemppainen vereint mit seinem Savu die nordische mit der mediterranen Küche: 50 Prozent nordisch, 25 Prozent italienisch, 25 Prozent spanisch, so ist’s gedacht.
Nordischer Stil trifft auf Drei-Länder-Küchen-Mix
Auf dem Tisch steht ein Teelicht der finnischen Marke Iittala, serviert wird auf Porzellan der finnischen Firma Pentik. Und zwar sehr fotogenes Signature Porzellan, das von Sauli selbst mitdesignt wurde. Es überrascht uns nicht, dass dazu eine strahlende Finnin vor uns steht und uns nach unseren Wünschen fragt.
Sinn macht es, sich für ein 4-Gänge-Menü (für 59 Euro) zu entscheiden. Insgesamt 14 Gerichte stehen auf der Karte, alle ungefähr gleich portioniert, sodass man sich sein Menü kreativ selbst zusammenstellt. Zum Start gibt’s für uns Savu Rolls, alle drei Länder in drei verschiedenen Sushi-Rollen vereint: Nordic mit Rote Bete-Gerste und Rogen von der Kleinen Maräne, Spain mit Pulpo und Iberico-Schinken ummantelt (unser Favorit) und Italy mit Dorade und Rucola. Ambitioniert: Selbst der Sushi-Reis stammt aus den jeweiligen Ländern. Toppen konnte diese Vorspeise nur der butterzarte norwegische Lachs an Gazpachopüree, der zerging auf der Zunge mit einer kleinen Geschmacksexplosion.
Was wir auch auf jeden Fall wieder essen würden, wäre die großartige Kombination aus Trüffeln, spanischem Risottoreis und dem 45-Sekunden-Wachtelei. Das schön zarte Flank-Filet überzeugte vor allem wegen der fantastischen Sauce, einem vollmundigen Rind-Xanté-Jus, und seinem Zusammenspiel mit Basilikumpüree. Im Anschluss probierten wir den fruchtigen Nachtisch aus Moltebeeren, typisch skandinavisch, und Panna Cotta. Schmeckt übrigens ähnlich wie Sanddorn. Optisches Highlight war aber die Berliner Mauer aus Schokoladenmousse an Röstpinienkernen, für die wir unseren Hosenbund jederzeit gern weiter ausfallen lassen.
Erlesener Wein und finnisches Design
Dann müssen wir noch die Weinkarte erwähnen, die sich vor allem auf Weine aus Deutschland, Italien und Frankreich konzentriert, aber in einer Hammer-Auswahl. Und streng kuratiert von Vedad Hadziabdic, der jeden einzelnen Produzenten persönlich kennt.
Die Kombination aus finnischem Design und anspruchsvoller Küche macht diesen Restaurantbesuch zu einem echten Erlebnis. Ob nun die Appetithäppchen auf einem Holzspieß in einem Stein stecken, die Sushi-Stäbchen auf einem Rentier-Knochen liegen oder das Porzellan vom Chef selbst mitgedesignt ist. Wir haben bei diesem Essen etliche Wow-Erlebnisse gehabt. Deshalb: hingehen, selber staunen und natürlich genießen!