Gotische Säulen, Steinoptik an den Wänden und Goldelemente – die griechische Anmutung hat uns schon im Vorgängerrestaurant, dem Richwater & Mitchell mit seiner „New London Cuisine“, ziemlich irritiert. Und auch im neuen Wyclef’s lässt Griechenland mit derselben Wandverkleidung in Hellgrau grüßen. „Der Hausbesitzer ist felsenfest davon überzeugt, dass hier irgendwann wieder ein Grieche reinkommt“, klärt uns Chef James Doppler lachend auf.
Wenn seine britisch-österreichische Küche aber eines nicht ist, dann geschmacklos. Im Gegenteil. James ist halb Brite, halb Österreicher, stand zuvor im Habe die Ehre in der Arminiusmarkthalle in der Küche und betreibt dort seit einem Jahr den Burgerladen Pounce & Pence. Im Restaurant in der Wiclefstraße fusioniert er nun seine zwei Heimatküchen. „Die österreichischen Anleihen erwarten die Leute von mir.“
Wie gekonnt die zum britischen Teil passen, zeigt etwa die gebratene Blutwurst (von The Sausage Man Never Sleeps) auf cremigstem Selleriepüree und Liebstöckelschaum (9,90 Euro). Im Pü landet unverschämt viel Butter („400 Gramm auf ein Kilo Knolle“). Das verzeihen wir ihm beim ersten Löffel sofort und verstehen die Notwendigkeit. Sicherlich auch spannend: Das in Zweigelt (österreichischer Rotwein) gepökelte Kalbsschnitzel mit Estragonschnitzel (19,50 Euro), was heute aber aus ist.
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Unsere Alternativen enttäuschen nicht: Die Hirschbulette mit Aroniasenf und Zwiebeljus (15 Euro) kommen fluffig auf den Tisch. Der Skrei mit Brunnenkresse und La-Ratte-Kartoffeln gefällt uns auch gut, der Fisch hätte vielleicht einen Tick glasiger sein können.
Beides spülen wir mit den feinen Weinen vom Weingut Peth-Wetz (pro Glas zwischen 4 bis 6,90 Euro) runter und schließen zum obligatorischen Schnaps noch die aromatisch-süße Safranbirne nebst Kardamomeis und 1001-Nacht-Shortbread (9 Euro) ins Herz. Und hoffen spätestens jetzt, dass mit so einem netten Neuzugang in Moabit kein Grieche mehr kommt.