Das Kunsthaus von Dr. Wieland Barthelmess und Guntram Wischnewski war im Januar 1990 die erste Galerie im Osten Berlins. Seit 2003 zeigen und verkaufen sie Werke in der Giesebrechtstraße, „der schönsten Nebenstraße vom Ku’damm“, wie Wischnewski findet. Er ist es auch, der die Tür zur Galerie öffnet, nachdem wir das Treppenhaus mit dem schönen schmiedeeisernen Fahrstuhl des 1904 gebauten Wohnhauses hinter uns gelassen haben.
An diesem Montagvormittag sind wir die einzigen, die einen Blick auf die neue Verkaufsausstellung „An Havel und Spree“ werfen wollen. Perfekt! Ein bisschen fühlt es sich an, als würden wir im Wohnzimmer eines netten Onkels einfach mal gucken, was er so an den Wänden hängen hat. Insgesamt halten wir uns anderthalb Stunden mit den 64 Bildern auf, auch weil sie alle mit locker geschriebenen und ausführlichen Erklärungen versehen sind.
Zwei Tage vor unserem Besuch hat die Ausstellung ihre Vernissage und die Veröffentlichung des gleichnamigen Buches gefeiert. Eines der Gemälde wurde dabei von der Wand weggekauft. Klar, das hier ist eine Verkaufsausstellung und viele der zwischen 280 und 8000 Euro teuren Kunstwerke sind schon mit einem roten Punkt versehen, werden also bald umziehen. Insgesamt soll „An Havel und Spree“ bis zum 16. Januar für jedermann zugänglich sein. Wir empfehlen aber, sich diesen schönen Einblick in Berlins Vergangenheit so schnell wie möglich zu gönnen, um potenziellen Sofortkäufern zuvor zu kommen.
Ein Spaziergang durch die bunte, alte Zeit
Der Weg lohnt sich nicht nur für Freunde von Impressionismus und Abbildungen von Gewässern – mit vielen Bildern dieser Art erweist die Ausstellung ihrem Namen natürlich alle Ehre. Der Gang über die knarrenden Dielen der Galerie ist auch ein Streifzug durch Berlins Kunst- und Kulturgeschichte. Der Besucher schlendert mit den Blicken von Bild zu Bild auch vom Wannsee bis zum Tempelhofer Ufer der Vergangenheit, erlebt ein Radrennen, Skatturnier der feinen Gesellschaft und einen Rummel. Das Schönste aber ist, dass die Bilder festhalten, was man sonst nirgendwo mehr sehen kann. Nämlich wie schön der Wittenbergplatz oder Berlins Hinterhöfe mal ausgesehen haben, als irgendjemand die ganz besondere Stimmung vor Ort auf eine Leinwand gebannt hat.
Ob dieser Jemand nun einen berühmten Namen wie eben Zille oder Liebermann getragen hat, ist dabei zweitrangig. „Wir schauen nach guter Qualität, nicht nach guten Namen. Viele dieser Bilder könnten neben bekannten Arbeiten sehr gut bestehen“, erklärt Wischnewski die Bildauswahl. Und so hängt hier eben auch ein Gemälde von Hanni Joseph, von der es in der Berliner Kunstgeschichte kaum eine Spur gibt. Umso schöner, dass wir sie, den „Mondscheinmaler“ Ernst Lorenz-Murowana, Paul Hoeniger oder den malenden Berlin-Chronisten Adolf Müller-Cassel in einem Charlottenburger Altbau (wieder-)entdecken durften.
Die Ausstellung „An Havel und Spree“ ist noch bis zum 16. Januar in der Galerie Barthelmess & Wischnewski anzuschauen. Sie ist werktags von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 14:30 bis 18:30 Uhr geöffnet, am Sonnabend von 11:00 bis 15:00. Alle Bilder findest du auch online auf dieser Homepage.