Wir sind hyped, denn es gibt eventuell bald eine neue sehenswerte Doku on the block. Chef’s Table, The Taste oder Cooked, während Corona haben wir sie alle gesuchtet: die Essensdokus. Sowieso hat sich während Lockdown 1 und 2 einiges ums Essen gedreht, als neues Highlight eines sonst eher, sagen wir mal, langweiligen Tagesablaufs. Eins haben all diese Shows aber gemeinsam: Fine Dining bedeutet dort immer, dass Fleisch oder Fisch star of the show sein muss. Die neue Doku von Christian Schneider möchte das umdrehen: „Hummus statt Hummer“, das ist seine Devise. Das Ganze läuft unter dem Namen Neue Berliner Schnauze.
Christian selbst ist seit zehn Jahren im Film-Business. Der studierte Agrarwissenschaftler feilt seit ungefähr drei Jahren an der Idee, vegetarische und vegane gehobene Küche in ein neues Licht zu rücken. Er selbst hat sich schon immer gerne Dokus über Fine Dining angesehen. Das Chef’s Table-Filmposter über seinem Schreibtisch erinnerte ihn quasi täglich an seine Idee. Jetzt während Corona hatte er endlich Zeit, weiter an seiner Idee zu feilen. Fine Dining ist ein Bereich für sich, ein richtiges Kochhandwerk, bei dem vegetarische Köche noch kreativer sein müssen, um gewisse Texturen von Fleischgerichten nachzuempfinden. Eben eine super spannende Handwerkskunst, die über Comfort Food hinausgeht. Vegetarische Burger sind lecker, ja, aber eben kein Erlebnis. Bei Fine Dining ist das anders. Seinen persönlichen Aha-Moment hatte der Filmemacher damals mit der Selleriesuppe im Kopps.
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Wenn man kreativ ist, kann selbst das letzte Blatt des Blumenkohls verwendet werden. Auch das ist ein Ziel, das durch die Doku vermittelt werden soll: Nachhaltigkeit. Für den Initiator eine Effizienzfrage: Verwertung von Energie durch Nahrung. Der Vegetarier erklärt, dass nur ein Bruchteil der Energie, die man verfüttert, tatsächlich im Endprodukt landet. Nachhaltigkeit ist in der Koch-Szene ja schon lange ein Thema. In seiner Dokumentation möchte Christian Restaurants in Berlin vorstellen, die nicht nur nachhaltig, sondern auch regional kochen. Hier soll Pionieren eine Bühne gegeben werden, die es verdient haben. So begleitet die Crew in der bereits finanzierten und produzierten Pilotfolge den Küchenchef des Bonvivant Mahmmod Achkar.
„Es gibt einige gute Dokus über die Folgen des Fleischkonsums, aber die erreichen meist nur eine bestimmte Gruppe“, erklärt Christian. Seine Doku soll alle ansprechen und auf eine angenehme, spannende Weise Aufklärungsarbeit leisten, ohne mit dem Finger auf Menschen zu zeigen. „Wir können durch die Doku das verändern, was man als gutes Essen wahrnimmt“, erhofft sich der Filmemacher. Denn jeden Tag beschäftigen wir uns mit Essen. Bilder von ausgeklügelten Gerichten zu sehen, trifft den Kern des Menschen. Man hat Bilder im Kopf, Gerüche und Reaktionen im Körper. „Wenn in einigen der Instagram-Bilder mehr vegetarische oder vegane Speisen auftauchen, haben wir schon einiges geschafft“, findet er.
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Berlin ist dabei Christians Base. Die Hauptstadt vereint Kulturen, die hier aufblühen können und so entstehen unglaubliche Geschmäcker. Kein Wunder also, dass der Name des Projekts nach Berlin schreit. Was die Berliner Schnauze ist, müssen wir ja wohl nicht mehr erklären, aber speziell mit der Küche der Stadt hätten wir es erstmal nicht in Verbindung gebracht. Christian möchte zeigen, dass Berlin nicht nur für den Busfahrer steht, der Leute beschimpft, sondern auch für zukunftsorientierte Küche. Es geht aber nicht darum, eine eigene Elite zu schaffen, sondern jedem zugänglich zu machen. „Keine feinste Köstlichkeit, sondern immer noch dreckig.“ In jedem Fall: Merken können wir uns den Namen gut.
Bisher arbeitete das Doku-Team für die Sache, einige unter dem normalen Stundenlohn. Die Öffentlich-Rechtlichen haben wenig Interesse an der Idee. Christian macht trotzdem weiter. Und so gehört sich das mit der Berliner Schnauze, finden wir. Denn wir finden die Idee super. Nicht nur den Fakt, dass unglaubliche Berliner Köche vorgestellt werden, sondern die einzigartigen Bilder von unglaublichem Essen. Fünf 20-minütige Folgen möchte Christian mit unterschiedlichen Restaurants drehen. Doch dafür braucht er Hilfe. „Am liebsten hätte ich gerne die Unterstützung der Stadt Berlin“, sagt er. Es wäre ein super Zeichen von der Wirtschaft und Politik, Aufklärungsarbeit über einen schönen Weg zu leisten. Aber vorerst müssen wir selbst mit ran, denn ohne weitere Finanzierungen wird es keine nächste Folge geben. Hier findest du die Seite, auf der du diese großartige Aktion unterstützen kannst.
„Staffel 1: Berlin, Staffel 2: Deutschland, Staffel 3: Europa…“, scherzt Christian. So weit wagt er nur ungern zu träumen. Aber er sieht die Idee übertragbar auf andere Orte. „Ich hoffe, meine Doku motiviert Leute, mehr in diese Richtung zu machen“, sagt er. Wir drücken ihm die Daumen und hoffen auf Fortsetzung!