Neuer Laden für Liebhaber

Bist du "Bierlieb"?

Einladend! Von außen sieht "Bierlieb" aus wie ein normaler Shop.Doch drinnen kann man noch viel mehr als Bier kaufen ...
Einladend! Von außen sieht "Bierlieb" aus wie ein normaler Shop.Doch drinnen kann man noch viel mehr als Bier kaufen ... Zur Foto-Galerie
Friedrichshain - Mal angenommen, du magst Bier. Was du aber nicht magst, ist, dass alle Biere im Supermarkt gleich schmecken. Du möchtest erfahren, was der holde Gerstensaft noch zu bieten hat und vielleicht sogar eigene Kreationen brauen? Wo findest du jemanden, der dich auf deiner Reise unterstützt? Ganz einfach: In der Petersburger Straße. Hier gibt es neuerdings die Brauakademie "Bierlieb".

Holger Trabant ist eigentlich Tischler und Diplomingenieur der Architektur. Vor allem aber mag er Bier, und das so gerne, dass er mit Freunden in einem Hinterhof in Kreuzberg selbst Bier gebraut hat. Zunächst nur für den Eigenbedarf, aber vor etwa einem Jahr hat er die Idee gehabt, seiner Leidenschaft einen Shop zu widmen. Die perfekte Location dafür fand er in einer ehemaligen Galerie in der Petersburger Straße. Gemeinsam mit drei Braumeistern hat er dort im Oktober das „Bierlieb“ eröffnet.

In Geschäftsgründer Holger steckt viel Bierliebe.
Die Manufaktur verbindet viele Konzepte: In zwei Ladenräumen wird Bier aus aller Welt und quer durch alle Stile verkauft. Im Hinterraum steht ein Tisch, an den 20 Leute passen. Hier haben Bierliebhaber die Möglichkeit, sich auszutauschen. Es finden wöchentliche Verkostungen und Brau-Workshops statt. Außerdem gibt es im Hinterhof die „Rezeptbrauerei“, einen Brauraum, in dem man im kleinen Rahmen Rezepte entwickeln und sich an Eigenkreationen versuchen kann. Über dem Brauraum befindet sich ein gemütlich ausgebauter Dachstuhl, in dem nicht nur Flaschen, Etiketten und anderes Zubehör Platz finden, sondern der auch Raum für die Freunde der Braukunst bietet, um sich zusammenzusetzen. Weil Brauen mit Freunden immer noch am meisten Spaß macht. Und damit das nicht unnötig kompliziert ist, bekommt man im „Bierlieb“ auch noch alles, was man zum Selberbrauen braucht: vom Know-How über Zutaten bis hin zum Zubehör. Das konnten Berliner bisher nur übers Internet beziehen.

 

Von Ale über Stout bis Weizenbier: Hier gibt’s die ganze Vielfalt.

 

Betritt man die gemütlichen, zum Großteil mit Holz verkleideten Verkaufsräume, fällt einem gleich ein Periodensystem ins Auge. Natürlich nicht das, was wir aus dem Chemieunterricht kennen, sondern eines, das die 65 Bierstile und ihre Zusammenhänge abbildet. Im Laden gibt es Kostproben von fast all diesen Stilen, entsprechend der 20 übergeordneten Stile sind die Regale im Laden bestückt. Hierzu zählen neben dem bekannten Pils auch Weizenbier, Alt, Belgisches Ale, Stout oder das in den letzten Jahren unter Kennern so berüchtigte Pale Ale.

Hier wird Regionales gekühlt.
Ein ganzer Kühlschrank ist Bieren aus Berlin gewidmet, aus Brauereien in Kreuzberg, Friedrichshain, Marzahn oder Mitte.
Außerdem gibt es Bierspezialitäten, also solche, die den Rahmen der Zuordnung sprengen. Das sind zum Beispiel Biere, die unter Zugabe von Avocado, Schokolade oder Kaffee hergestellt werden.

Was es nicht gibt, sind Industriebiere. Wer sich mit Deutschlands Biermarkt etwas auskennt, weiß, dass viele Marken von großen Brauereien oder Konzernen aufgekauft wurden und sich geschmacklich sehr ähneln. Holger und seine Mitarbeiter wollen aber zeigen, dass es mehr gibt als diese, wie sie sagen, „Industrieplörre“ und verkaufen darum ausschließlich Bier von unabhängigen Brauereien. Zu all den verschiedenen Stilen gibt es im Shop Bücher und Rezepte zu kaufen. Und allen Interessierten stehen die Jungs natürlich auch mit geballtem Fachwissen und Leidenschaft zur Seite.

In 10 Bieren um die Welt und ein Diplom für Hobby-Brauer

Von diesem Fachwissen profitieren vor allem die, die dienstags zum Braukurs oder am Donnerstag zum Bier-Tasting vorbeikommen. Klar, beim Braukurs erfährt man in erster Linie alles, was man für die Bierherstellung wissen muss. Außerdem kann man ein eigenes Bier kreieren, von dem man vier Wochen später zwei Flaschen mit nach Hause nehmen kann.

Beim Tasting an diesem Donnerstag sitzen 18 Bierdurstige um den großen Tisch im Hinterzimmer des Ladens. Ein Zettel mit einer Übersicht über die verschiedenen Aromen, die im Bier stecken – von Stroh bis Torf, Holunder bis Baumharz und Eisbonbon bis Pappe – und ein Bewertungsbogen für die Verkostung liegen schon bereit. Außerem stehen Wasserkaraffen, Knabberzeug und Brot auf dem Tisch. Hier versammeln sich Profis und Laien, Menschen, die kaum mehr als Pils kennen und solche, die sogar unterschiedliche Hopfenarten inklusive ihrem Anbaugebiet benennen können. Holger und Braumeister Sascha führen durchs Programm, vermitteln Wissenswertes, schenken ein und freuen sich über eine lockere Atmosphäre mit vielen Fragen und Ergänzungen aus dem Publikum. Insgesamt trinken die Teilnehmer zehn Mal 0,1 Liter. Die Biere enthalten bis zu 10 % Alkohol und entsprechend gelöst ist die Stimmung am Ende des Tasting.

Welche Biere verkostet werden, das entscheiden die Braumeister einige Stunden vor dem Tasting nach Lust und Laune. Klar ist, man möchte ein rundes Programm abliefern, den Gästen nicht zumuten, wild zwischen extrem bitteren dunklen und fruchtigen hellen Bieren zu wechseln. Und ob draußen ein trüber, diesiger oder ein freundlich sonniger Tag ist, das schmeckt man auch in der Auswahl der Biere.

Pils ist wie Toastbrot. Es gibt mehr als das.

10 Flaschen später ... Tolles Tasting!
Doch bei jedem Tasting wird man merken, dass der Name des Shops tatsächlich Programm ist. Hier wurde nicht einfach ein Laden eröffnet, sondern man ist mit Herz bei der Sache. „Bierbrauen kann man mit Brotbacken vergleichen. Und Pils, das ist das Toastbrot unter den Bieren“, sagt Holger. Das „Bierlieb“ möchte den Kunden die ganze Bandbreite der Bierwelt eröffnen. Er möchte zeigen, dass Bier nicht Bier ist, sondern dass es so unterschiedlich schmeckt, dass es polarisieren kann – und einen Treffpunkt für die Hobbybrauer und -trinker bieten, die das schon erkannt haben.

„Bier ist etwas Kommunikatives“, sagt Holger. Er wünscht sich, dass mit dem Bierlieb etwas entsteht im Kiez. Der Laden soll in der Nachbarschaft bekannt sein. Man möchte mit den Leuten im Umkreis ein paar Bierchen naschen, vielleicht im Sommer Bierfeste auf dem Innenhof vor der Rezeptbrauerei veranstalten. Und natürlich möchte das Bierlieb lokale Brauer supporten, auch die privaten. Dafür steht schon ein Kühlschrank an der Kasse bereit. Hier kann jeder seine Eigenkreationen vorbeibringen und gegen eine Flasche eines anderen privaten Hopfentrunks tauschen. Bier geben und nehmen. Eine rundum geschmackvolle Geschichte.

 

„Ein Laden zum Reingehen und Wohlfühlen. Hier geht mit Sicherheit jeder mit einem Mehr an Wissen nach Hause. Was ich gelernt habe: Es gab eine Zeit, da konnte man Bier ausschließlich saisonal brauen, weil die Bierherstellung temperaturabhängig ist. Bier sollte man am besten bei 10-12 °C trinken, weil man seinen vollen Geschmack nicht erfassen kann, wenn es kälter ist. Und es gibt Bier, das eindeutig nach Espresso oder Kräuterbonbon schmeckt. Naja, Geschmackssache eben …“

Foto Galerie

Bierlieb Brauakademie, Petersburger Straße 30, 10249 Berlin

Telefon 030 42806400

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Dienstag bis Donnerstag 16:00 bis 21:00 Uhr
Samstag 11:00 bis 21:00 Uhr
Sonntag 12:00 bis 19:00 Uhr

Mit Liebe Gemacht: die Einrichtung im Laden.

Mit Liebe Gemacht: die Einrichtung im Laden.

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