QIEZ: Warum hast du dich eigentlich dafür entschieden, Hundetrainer zu werden?
Sven Sandau: „Alles begann mit dem Einzug meines ersten Hundes, einem Westi. Dieser stellte mich sehr schnell vor größere Probleme. Sie in den Griff zu bekommen war nicht einfach und da hatte ich meinen ersten Kontakt mit einem Hundetrainer. Rückblickend betrachtet ein traumatisierender Kontakt für Mensch und Hund. Mein Bauchgefühl sagte mir damals schon, dass das nicht der richtige Weg im Umgang mit Hunden und deren Menschen sein kann. Ich begann, viele Bücher über Hunde und deren Ausbildung zu lesen, doch das Gelesene in die Praxis umzusetzen klappte selten. Das Zusammenleben mit unserem Hund wurde allerdings besser, zumindest konnte er geradeaus laufen ohne sich in jedes Hosenbein zu verbeißen.
Nach Jahren, in denen ich im Hundesport (Agility, Turnierhundesport) unterwegs war, teilweise auch erfolgreich, kam bei mir wieder der Frust über so manche Trainingsmethode auf den Hundeplätzen auf. Ich erinnerte mich an Martin Rütter und seine Methode. Da war sie wieder, die Lust auf die eigene Weiterbildung und darauf, das dort erlangte Wissen an andere Leidensgenossen weitergeben zu können. Somit stand mein Entschluss fest: Ich werde Hundetrainer bei Martin Rütter, um Menschen und ihren Hunden zu helfen und ihnen einen Weg zu zeigen, wie man seinen Hund ganz individuell, gewaltfrei und leise erziehen und ausbilden kann.“
Warum arbeitest du nach der D.O.G.S.-Methode von Rütter?
S.S.: „Zuallererst, weil sie funktioniert. Davon konnte ich mich mit meinen eigenen Hunden überzeugen. Die D.O.G.S-Methode ist am Hund orientiert, das heißt eben an der jeweiligen ganz individuellen Persönlichkeit. Es ist kein pauschales Konzept, sondern es wird jedem Hund ein ganz individuelles Trainingskonzept erstellt. Beispiel: Zwei Hunde bellen hinter dem Zaun, das ist auf den ersten Blick das gleiche Verhalten, es kann aber sein, das beide Hunde nicht dieselbe Motivation haben zu bellen. Ich glaube, an dem Beispiel erkennt man ganz gut, worum es bei Martins Methode geht. Jeder Hund ist eben anders, sie unterscheiden sich nicht nur in Rasse, Größe, Form, Farbe, Alter und Geschlecht, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Diese zu erkennen und darauf einzugehen, das ist eben das am Hund orientierte System (Dog Oriented Guiding System).
Das Ganze ist eine Philosophie, die nicht darauf aus ist, Hunde gefügig zu machen, sondern sich vielmehr an der natürlichen Veranlagung des Hundes zum Aufbau von Sozialstrukturen orientiert. Jeder Hund braucht diese Führung, da Hunde nur in hierarchischen und keinesfalls in demokratischen Sozialstrukturen zufrieden und ausgeglichen leben können. Die Sprache der Hunde ist eine leise und ich als D.O.G.S.-Coach unterrichte die Menschen in dieser Sprache und zeige ihnen, wie man mit seinen vierbeinigen Gefährten eindeutig kommunizieren und zu einem harmonischen Team werden kann.“
Wie bist du auf den Standort im Berliner Grunewald gekommen?
S.S.: „Durch Zufall! Ich suchte sehr lange nach einem geeigneten Zentrumsgelände, vor allem nach einem bezahlbaren. Durch Zufall stieß ich auf eine Annonce eines Hundevereins, der einen Untermieter suchte. Ihr bisheriger musste Insolvenz anmelden. Und da war ich dann. Eine Win-win-Situation, die ja bekanntermaßen eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist. Das das Gelände nun gerade am Rande des großen Hundeauslaufgebietes im Grunewald liegt, war von mir nicht geplant oder zwingend gewollt.
Mein ursprüngliches Trainingsgelände in Bernau besteht weiterhin. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass meine Frau in Wandlitz, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bernau lebt, und ich dort natürlich viel Zeit verbringe. Durch meine Präsenz dort traten Hundebesitzer an mich heran und baten um Hilfe für ihren Hund und sich. Diesen Menschen ist jedoch der Weg in den Grunewald nicht zuzumuten. Bernau als Trainingsort bietet sich da einfach an. Auch für Mensch-Hund-Teams aus dem nördlichen Berlin ist der Weg nach Bernau deutlich angenehmer.“
Warum engagierst du dich insbesondere für das Training von sogenannten Listenhunden?
S.S.: „Meinen ersten Kontakt mit den sogenannten Listenhunden hatte ich in einem Tierheim am Tag der offenen Tür. Dort traf ich auch eine Frau, die an ihrem Tierschutzstand ehrenamtliche Gassigänger suchte. Sie betreibt eine Auffangstation für eben diese Hunde. Schnell war klar, dass das meine neue Beschäftigung am Samstagvormittag ist. Wie das Leben so spielt, traf ich dort unter den Gassigängern auch meine jetzige Frau. Wir teilen bis heute unsere Leidenschaft für diese Hunde. Das passierte alles im Jahr 2003, also kurz nach Inkrafttreten der Berliner Rasseliste und dem dazugehörigem Gesetz.
In seinem neuen Trainingszentrum am Kronprinzessinenweg im Berliner Grunewald bietet Sven Sandau neben der Ausbildung für den Junghund – von der Welpengruppe bis zur Leinenführigkeit – unter anderem auch Freilaufgruppen, Reizangeltraining, Funtrailing, Apportieren, Agility oder eine Freilaufgruppe für den Sozialkontakt an. Alle weiteren Infos zum Angebot findest du hier.