Die nicht wirklich jugendfreien Kritzeleien aus dem letzten Jahrhundert sind nun schickes Beiwerk von Mittes neuestem Szenetreff: Schüler hatten sich dort für die Nachwelt verewigt, im Keller der ehemaligen Communal-Armenschule in der Hirtenstraße 4 in Mitte. In dem denkmalgeschützten Haus von 1842 wird nun nicht mehr gepaukt, hier wird jetzt gefeiert. Nach sieben Monaten Umbauzeit und zwei verschobenen Eröffnungspartys – die Macher hatten sich in der Zeit vertan, mal haperte es an der Genehmigung, mal an einem Geländer – eröffnete am gestrigen Donnerstag das The Grand, eine Mischung aus Restaurant, Bar, Club und Veranstaltungsräumen. Am heutigen Freitag steigen die ersten Partys im Club im 1. Stock, gefeiert wird ab jetzt immer freitags und samstags.
Über Promis und Betreiber
Klar, dass sich auch einige VIPs diese Eröffnungsfeier nicht haben entgehen lassen. Unter den prominenten Gästen waren die Schauspielerinnen Nina Petri, Mariella Ahrens, Eva Hassmann, ihr Kollege Bruno Eyron, Medienexperte Jo Groebel und Stefan Aust samt Tochter Antonia.
Die Betreiber des Grand sind stadtbekannte Gesichter: Martin Hötzl machte zuvor das Clubrestaurant Rodeo im alten Postfuhramt in der Oranienburger Straße, den Koch Tilo Roth nahm er von dort mit. Sein Partner ist Jesko Klatt (Spindler & Klatt), Rainer Möckel (ehemals Borchardts) leitet das Restaurant.
Das Erscheinungsbild
Der Look erinnert an viele anderen Berliner Clubs, Bars und Shops: alte Wände mit Bröckelputz, weil es so schön rough und cool aussieht. Eher klassisch muten die schweren Ledersofas und die weißen Hemden der Kellner an, modern ist die Pop-Art-Bar, etwas verrückt die zu mietende Suite mit der langen Tafel randvoll bepackt mit Vintage-Kram. Von der Decke des ersten Stocks baumelt ein extra angefertigter riesiger Kronleuchter bis ins Erdgeschoss. „Das Haus lebt von Brüchen, ich konnte mich da richtig austoben“, sagt der für die Gestaltung zuständige Klatt. „Hinter allem steckt der Rock-’n’-Roll-Gedanke“, meint Hötzl, „ein Spiel zwischen neu und alt. Der Marmorboden, auf dem wir stehen, ist neu und war richtig teuer.“
Beibehalten wurden zwei alte, hölzerne Treppenhäuser, nahezu die ganze Raumaufteilung und die unter Denkmalschutz stehende Fassade. Das Grand sieht sich als französisches Restaurant mit deutschen Einflüssen. Vor allem viele Grillgerichte stehen auf der Karte – auf den Spezialgrill aus den USA ist man schließlich besonders stolz. Der Speiseraum im Erdgeschoss zieht sich mit seiner Galerie bis in den ersten Stock. Im großen Ballraum im zweiten Stock ist Platz für Events. Der Name The Grand sei angelehnt an die alten Grand Hotels, erklärt Hötzl. „Wir sind wie ein Hotel. Nur dass man nicht übernachten kann.“
Ein ganzes Haus bespielen
1,5 Millionen Euro hat der Umbau der 1500 Quadratmeter gekostet. Die Macher haben das leer stehende Haus für 20 Jahre gepachtet. „Ich fand die Idee immer spannend, ein ganzes Haus zu bespielen“, meint Hötzl, „es gibt so viel zu entdecken.“ Bis zum Zweiten Weltkrieg verlief mitten durch das Haus eine Mauer. Rechts wurden die Jungs, links die Mädchen der Communal-Armenschule unterrichtet. Nach dem Krieg bis zur Wende wurde das Gebäude als Berufsschule genutzt. Seitdem steht das letzte erhaltene Schulgebäude in der Spandauer Vorstadt leer. Mit dem benachbarten elitären Soho-House wolle man sich aber nicht vergleichen. „Bei uns kann jeder rein“, sagt Hötzl. „Klar, wir haben einen Türsteher für den Club und wir sind natürlich kein Studentenheim. Aber grundsätzlich sind wir ein offenes Haus, ein Haus der Möglichkeiten.“
Auch auf der Lohmühleninsel in Kreuzberg zieht ein neuer Club in ein altes Backsteingebäude, in dem bis im letzten Jahr das Heinz Minki drin war. Dort basteln die einstigen Bar25-Mitarbeiter Danny Faber, Sebastian Baier und Andreas Söcknick auf zwei Etagen einen Mix aus Club und Bar. „Keine Bar25-Kopie“, erklärt Faber. Der Schwerpunkt soll aber auf elektronischer Musik liegen. Der Name steht noch nicht fest, Eröffnung soll Anfang Juli sein.