Es war der Tag, an dem die Glienicker Brücke ihren Ruf als Agentenbrücke begründete: In den Morgenstunden des 10. Februar 1962 schritten der CIA-Spion und US-Air-Force-Pilot Francis Gary Powers und der KGB-Agent Rudolf Iwanowitsch Abel über den weißen Streifen, der die Grenze zwischen Ost und West markierte und wechselten die Seiten. Es war der erste derartige Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke.
Beim Filmstudio Babelsberg hält man sich auf die Frage nach einer möglichen Beteiligung an dem Projekt indes noch bedeckt. Unternehmenssprecher Eike Wolf wollte die Nachricht auf Nachfrage nicht kommentieren. Als gesuchter Produktionspartner der großen Hollywood-Studios ist das Babelsberger Traditionsunternehmen gerade in der Vorbereitungsphase neuer internationaler Projekte stets auf absolute Vertraulichkeit bedacht. Die Babelsberger haben in jedem Fall einen großen Verhandlungsvorteil gegenüber der Konkurrenz in London, Frankreich oder Osteuropa: Die Glienicker Brücke als Originalschauplatz liegt nur wenige Kilometer entfernt von den Filmateliers.
Spielbergs Film, für den es noch keinen Arbeitstitel gibt, soll sich laut „The Hollywood Reporter“ um eine Schlüsselfigur des Austauschdramas drehen: den New Yorker Anwalt James Donovan, der von Tom Hanks gespielt werden soll. Donovan hatte den Austausch seinerzeit in mehrjährigen Verhandlungen eingefädelt. Für das Drehbuch wurden die Brüder Joel und Ethan Coen verpflichtet – das Regie-Duo mit seiner unverwechselbaren Film-Handschrift steht hinter Kinoerfolgen wie „No Country for Old Men“, „Fargo“ und „The Big Lebowski“.
Der berühmteste Spion aller Zeiten
Donovan war zunächst als Strafverteidiger für den KGB-Spion Rudolf Abel bekannt geworden. Abel, der heute als berühmtester Spion des Kalten Krieges gilt, war im Juni 1957 im New Yorker Hotel Latham vom FBI festgenommen worden. Der Spion, der unter verschiedenen Decknamen arbeitete, gelangte 1948 über Kanada in die USA, wie Thomas Blees und Jürgen Ast für das Buch „Die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke“, das zur Museumseröffnung 2009 erschien, recherchierten. Während er sich offiziell als Künstler tarnte, spionierte Abel mittels eines Agentennetzes die Atomgeheimnisse der USA aus. Dass er um die darauf stehende Todesstrafe herumkam, hat Abel seinem Verteidiger Donovan zu verdanken: Er plädierte damals für eine Haftstrafe, um Abel als möglichen Tauschpartner für US-Spione nutzen zu können.
Diese Idee wurde aktuell, als am 1. Mai 1960 der Pilot Gary Powers bei einem Spionageflug mit der U2-Maschine über der Sowjetunion abgeschossen wurde – Powers überlebte dank des Fallschirms und wurde im Herbst 1960 von den Sowjets zu zehn Jahren Haft verurteilt. Dass sich die Möglichkeit eines Austauschs auftat, verstanden beide Seiten, wie sich der mit dem Fall Abel betraute DDR-Unterhändler, der Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, im Buch zur Villa Schöningen erinnerte: „Ein Amerikaner, mit dem ich mal darüber gesprochen habe, was könnte man denn machen, dass man den Abel bei euch freitauschen könnte, der hat mir gesagt, nun, ihr müsst einen schnappen. Ja und dann, als Powers vom Himmel geholt wurde, hat mir derselbe gesagt, jetzt habt ihr einen geschnappt.“ Für die Verhandlungen reiste Donovan hinter den Eisernen Vorhang. Er erwirkte unter anderem, dass auch ein in Ostdeutschland festgehaltener US-amerikanischer Student zurückkehren durfte.
Glienicker Brücke – Umschlagsplatz für Spione
Erst 23 Jahre später sollte die Brücke erneut Schauplatz für einen Agentenaustausch werden: Am 12. Juni 1985 wechselten um 12 Uhr mittags sogar insgesamt 27 Agenten die Seiten. Vier in den USA als Spione angeklagte oder verurteilte Männer und Frauen kamen nach Potsdam, 23 in der DDR und Polen inhaftierte Mitarbeiter des US-Geheimdienstes kamen nach West-Berlin. Der medienwirksamste Agentenaustausch fand am 11. Februar 1986 statt: Damals waren zahlreiche internationale Fernsehteams vor Ort und berichteten live, als auf der Brücke vier im Osten festgehaltene mutmaßliche Spione gegen fünf mutmaßliche Spione aus dem Westen getauscht wurden.
Iron Hut City – auf dem Weg zur Kultstadt?
Für Steven Spielberg wäre es die vierte Zusammenarbeit mit Tom Hanks. Hanks selbst hat aus seiner Begeisterung für DDR-Geschichte kein Hehl gemacht: Erst unlängst war der US-Schauspieler, der für Dreharbeiten zum X-Filme-Drama „Ein Hologramm für den König“ in Berlin weilte, zum zweiten Mal in Eisenhüttenstadt. Dort besuchte er nicht nur das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR – er bekam auch einen gletscherblauen Trabant geschenkt, den er gemeinsam mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) probefuhr.
In den Babelsberger Studios war Hanks zuletzt für den Dreh von „Cloud Atlas“. Seine Pläne für einen Film über den US-amerikanischen Defa-Star Dean Reed haben sich indes zerschlagen.