Es ist nicht ganz „Zurück in die Zukunft“, doch authentisch sieht es schon aus, was die Firma ravir film für die Windschutzscheibe des Trabis aus dem DDR-Museum programmiert hat. Beim Drehen des Zündschlüssels erblickt der ‚Fahrer‘ auf dem Display vor sich eine Plattenbausiedlung, die dem Typ WBS 70, einer in Marzahn-Hellersdorf und ganz Ostdeutschland seit den 1970ern verbreiteten Wohnungsbauserie nachempfunden ist. Zusammen mit dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut ist ein weltweit wohl einzigartiger Simulator entstanden, der es ermöglicht, das Fahrgefühl des Trabis in seiner historisch korrekten Umgebung zu erleben.
Viele Trabis, keine Menschen
Doch wie fährt er sich denn nun, der Simulator? Als der Trabi-unerfahrene QIEZ-Autor endlich das weit rechts liegende Gaspedal entdeckt hat, kann es losgehen. Die 3D-Animation der Umgebung weiß durchaus zu gefallen. Die Programmierer haben unter anderem einen Jugendclub, eine Kaufhalle und 114 Trabis in Original-Farbtönen in die Plattenbau-Simulation eingebaut. Auf andere Modelle stößt man allerdings nicht und auch auf Menschen wurde bewusst verzichtet. Die Fahrt mit dem P 601 vermittele „Spaß ohne Aggression“, betont Sylvain Renault vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut – Szenarien, in denen Schüler wie im Videospiel-Hit „Grand Theft Auto“ Passanten über den Haufen fahren, sollten offensichtlich vermieden werden.
Leichte Stöße beim Zusammenprall mit parkenden Trabis oder Abstechern auf den Gehweg macht der Simulator spürbar – doch auch beim Fahrgefühl hat der Realismus seine Grenzen. Als Konzession an nicht fahrerfahrene Schulklassen, die das DDR-Museum häufig besuchen, wurde die Schwergängigkeit des Lenkrads und der Pedale reduziert, wie Hans Bauer von ravir film erklärt. Dafür muss man jetzt beim Kurvenfahren arg aufpassen, um nicht den Bordstein mitzunehmen. Auch eine Kupplung gibt es nicht – durchaus realistisch ist dagegen, dass der Trabi beim Durchdrücken des Gaspedals schnell zu vibrieren beginnt.
Weitere Informationen zum DDR-Museum gibt es auf dessen Homepage.