Das altehrwürdige Gebäude am Oranienplatz beheimatete bereits Cafés, Modeläden und Clubs. Die letzten Jahre jedoch stand es leer. Nun hat es wiedereröffnet – und diesmal als Orania.Berlin, einem Schwesternhotel des Luxushotels Schloss Elmau in den bayerischen Alpen. Die Mitwirkenden wollen ihren Gästen hier deutlich mehr bieten als nur Bett und Bad: Literatursalon mit Blick auf die Berliner Skyline, Wohnzimmer mit Kamin und offener Küche, Restaurant mit durchaus renommiertem Küchenchef und eine Bar sollen Übernachtungsgäste und Berliner gleichermaßen anlocken und für eine weltoffene und entspannte Atmosphäre sorgen. Auch regelmäßig stattfindende Konzerte von Berliner Künstlern sind Teil des Konzepts.
Die Zimmerpreise beginnen bei 90 Euro pro Nacht und sind somit nicht gerade etwas für die gängigen Kreuzberger Backpack-Touristen. Wer sich den Spaß trotzdem leisten kann, wird sich hier aber auf alle Fälle wohlfühlen, denn neben den kulinarischen Angeboten stehen auch ein Trainingsraum und Wohlfühl-Treatments, wie Massagen zur Verfügung. Und wenn du einfach mal so vorbei kommen möchtest, kannst du dir einen leckeren Cocktail in der Bar oder aber ein saftiges Steak oder Tandoori Lamm im Restaurant gönnen.
Ob das schicke Hotel jedoch gut in den schön-schmuddeligen Kreuzberger Kiez passt, darüber lässt sich streiten. In der Tat sind viele Anwohner und Kreuzberger nicht gerade begeistert – und das ist noch recht milde ausgedrückt.
In dem multikulturellen Berliner Szenekiez spielen die Themen Verdrängung und Gentrifizierung schon lange eine Rolle. Die Mietpreise in der Gegend steigen gefühlt jeden Tag, es eröffnen neue moderne Läden und ältere müssen dafür weichen. Proteste gab es besonders, als die Bäckerei Filou im Frühjahr kurz vor dem Aus stand und erst diesen konnte sich ein Späti auf der Oranienstraße in letzter Minute vor der Schließung retten.
Die Stimmung und die Meinungen zum Orania.Berlin sind im Kiez deutlich spürbar. Die Neueröffnung ist für viele ein weiterer Meilenstein der Gentrifizierung und auch die Plakate um und an dem Gebäude sprechen Bände: Euer Luxus ist unsere Armut oder Orania kills Kreuzberg ist darauf beispielsweise zu lesen.
Zugute halten kann man den Unternehmern immerhin, dass niemand direkt für das Hotel verdrängt wurde. Das Gebäude stand schließlich vor der Eröffnung eine gute Weile leer. Ob jedoch ein Luxushotel die richtige Lösung für den Leerstand ist und auch nach Kreuzberg passt, lässt sich bezweifeln.