Warst du schon mal in einem Sternerestaurant? Falls so ein Besuch dein Budget überschreitet, haben wir einen neuen heißen Tipp für dich: Aus dem Gourmetrestaurant Richard wird ab sofort von Sonntag bis Mittwoch Richard Bistro. „Ich hatte Lust auf etwas Neues“, sagt Inhaber Hans Richard, „mit dem zweigeteiltem Konzept möchten wir unseren Gästen ganz unterschiedliche Erlebnisse bieten.“ So werden die Tische an Bistro-Tagen nicht mit weißen Tischdecken eingedeckt und statt mehrgängiger Menüs mit Weinbegleitung werden Wohlfühlgerichte zum Teilen serviert.
Der Raum beeindruckt an allen Tagen der Woche. Die hohe und schmuckvoll verzierte Holzdecke, die unter Denkmalschutz steht, wird durch handgefertigte Leuchten mit mundgeblasenen Glaskugeln in zarten Farben kontrastiert. Das Mobiliar im Mid-Century-Stil und der dunkle Boden verleihen dem Lokal einen zeitlosen Chic. Das historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert war übrigens einst die Herberge des Köpenicker Hofs, bis es vor 10 Jahren – unter der Federführung des Schweizers Hans Richard – dank zeitgenössischer Kunstwerke, Zeichnungen und Skulpturen von Thomas Kiesewetter, Stefan Rinck oder Pierre Klossowski zu einem wahren Paradies für Kunstliebhaber*innen wurde. Die Buntglasfenster erinnern noch an vergangene Zeiten und die restaurierten Stühle von Werner Düttmann sind echte Hingucker. Den besten Überblick über das Geschehen hat man von den bequemen Bänken aus.
Bei unserem Besuch des Bistros bewahren wir uns dennoch etwas Dekadenz – wir sind schließlich in einem Michelin-Stern prämierten Restaurant – also stoßen wir mit Champagner an: Santé! Die Karte ist klein und fein. Um einen perfekten Eindruck zu bekommen, überlassen wir die Auswahl Restaurantleiterin Bernadette Wullich, die gemeinsam mit dem Team rund um Küchenchef Georg Weise ein Best-of für uns zusammenstellt. Wir starten mit kleinen Vorspeisen zum Teilen: Sauerteigbrot mit Butter (3 Euro), Sardellen mit Kapern (5 Euro), und Jamón de Cebo Ibérico (12 Euro). Ein Highlight sind die Fines de Claire Austern, die dank Gurke und Dillöl angenehm frisch schmecken (4 Euro pro Stück). Die geröstete Paprika Pimentón de la Vera (12 Euro) hat einen wunderbar rauchigen Geschmack und wird von frischem Labneh begleitet, das den Levante-Style gekonnt auf die Teller bringt. Die wilden Rotgarnelen – geröstet mit Knoblauch und Chili – lassen uns vom Mittelmeer träumen. Auch die Artischocke mit Hollandaise und Kerbelvinaigrette (14 Euro) überzeugt mit leicht bitteren und nussigen Nuancen.
Für den nächsten Gang schenkt uns der gebürtige Römer und Sommelier Carlo Alverto den Rosé Monocromo #3 von Azianda Agricola Macciocca aus der italienischen Region Latium ein. Die Bouillabaisse (42 Euro) reicht locker für zwei und lädt mit ihrem kräftigen Sud und den herrlich frischen Meeresfrüchten samt Fisch zu einer Genussreise nach Südfrankreich ein. Wer hingegen einen Kurztrip in die Stadt der Liebe bevorzugt, bestellt das Entrecôte Café de Paris mit Pommes frites (28 Euro). Das ideal marmorierte Fleisch ist unfassbar zart und die Pommes frites könnten kaum knuspriger sein. Du merkst es bereits: Wir sind schockverliebt.
Obwohl wir eigentlich schon längst satt sind, lassen wir uns noch zu zwei Desserts überreden. Das Meringue Suisse mit frischen Beeren und Doppelrahm (10 Euro) bringt den Sommer gekonnt auf den Tisch, während das Zitronensorbet mit Zitrusfrüchten und Vodka (10 Euro) das beste Sorbet ist, das wir bisher probieren durften: der perfekte Abschluss eines einzigartigen Abends! Gut zu wissen: Sonntags wird ab 12:30 Uhr Lunch serviert. Angelehnt an den mediterranen Lifestyle kannst du den auch erst spät am Nachmittag mit Freunden und Familie genießen. Allerdings solltest du stets auf Nummer sicher gehen und reservieren.