Die Atmosphäre im Großherz
In den Räumlichkeiten des Hilde gibt’s seit Kurzem kein Kindergeschrei mehr. Das Café an der Ecke Metzer Straße, Prenzlauer Allee haben Michel Gehring und Arthur Goder übernommen und hier ihr Restaurant Großherz eröffnet. Dieses ist nach dem Coffee Room in der Saarbrücker Straße und ihrem Catering-Service Gipsy Berlin ihr dritter Streich. Bei der Ausstattung setzen sie, ähnlich wie in ihrem Café, auf unkapriziösen, gemütlichen Schick. Mit viel Holz, einer Sofaecke und einer dominierenden Schwarz-Weiß-Aufnahme im Shabby Chic-Rahmen kriegt das Ganze schnell Wohnzimmer-Atmosphäre. Gut gefallen haben uns auch die Oldschool-Stühle im Klassenzimmer-Look und das Geschirr von Made, das uns stark an unsere Favorites von Motel a Mio erinnert – und ebenfalls aus Portugal kommt. Dazu erzählt uns Arthur eine lustige Story: Das hübsche Steingut ist bei einem ihrer Catering-Aufträge nämlich tatsächlich einfach liegen geblieben, weil die Influencerinnen wohl keine Lust auf Spülen hatten …
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Das Essen im Großherz
„Neu interpretierte kontinentale Küche“ heißt es auf der Homepage. Da hatte ich zunächst eher ein Fragezeichen im Kopf. Ein Blick auf die übersichtliche Karte zeigt: Da ist typisch Mediterranes, Entrecôte, die Dorade aus dem Röstbad und auch einiges, von dem ich noch nie gehört habe. Du entscheidest erst, ob dein Hunger klein, mittel oder groß ist und teilst entsprechend die Gerichte – oder isst sie selber auf.
Zum Konzept erklärt Arthur außerdem: „Wir wollten nicht wie alle anderen pochierte Eier auf Avocadotoast anbieten, deshalb haben wir uns fürs Onsenei entschieden.“ Mit Onsen assoziierst du eher einen Wellnesstag als Food? Macht nix. Ging uns ähnlich, Onsen ist in Japan ja auch die Bezeichnung für eine heiße Quelle. Im Großherz heißt das aber: „Unsere Onseneier werden bei 62 Grad für eine Stunde gedämpft, so kommt die wachsweiche Konsistenz zu Stande. Anschließend in Brotkrumen paniert und sehr heiß ausgebacken. So wird es knusprig außen, behält aber die gewünschte Konsistenz im Innern.“ Ganz schön aufwendig, schmeckt aber mega! Wir fanden es gerade in Kombination mit dem ersten deutschen Spargel, Hollandaise und frittiertem Postelein echt eine Bereicherung. Wenn du Senfeier magst, solltest du auch das Onsenei mit Dijonaise und Kerbelöl (4 Euro) probieren. Da wird saisonal übrigens häufiger neu interpretiert und experimentiert.
Immer auf der Karte steht auch die leckere Bouillabaisse (12 Euro), herrlich dick eingekocht mit Portwein, komplett durchgehäckselt und mit einem ordentlichen Stück Wels obendrauf. Das schön zarte Entrecôte (24 Euro) stammt aus Bayern und wird mit Kapernbutter und schwedisch inspirierten Fächerkartoffeln, auch Hasselback-Kartoffeln genannt, serviert. Leider passt der Nachtisch nicht mehr rein, obwohl wir das Rote Bete-Eis, das es zum französischen Kuchen Baba au Rhum gibt, gern probiert hätten. Naja, nächstes Mal dann ein Onsenei weniger, dann klappt das.
Gut zu wissen
Hier kannst du nicht nur abends essen, sondern auch frühstücken und lunchen. Und für alle Brot-Fans: Im Großherz wird das berühmte Beutebrot serviert – das stammt aus der Domberger Brot-Bäckerei in Moabit und ist einfach verdammt gutes, handwerklich einwandfreies Brot.