In einem (ehemaligen) Schloss isst man als Berliner*in auch nicht alle Tage. Wo heute das Humboldt Forum steht, entstand vor 500 Jahren die Residenz der Hohenzollern. Die Innenräume des Schlosses waren damals prunkvoll eingerichtet. Der Kaiser empfing hochrangige Gäste und veranstaltete große Feste. 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. als letzter Monarch ab. 1950 wurde das Berliner Schloss gesprengt, doch die originalgetreu rekonstruierten Barockfassaden sorgen heute wieder für Wow-Momente.
Seit Sommer kannst du hier im Restaurant Wilhelm Feste feiern und fürstlich speisen. Das Casual-Fine-Dining-Konzept zelebriert eine reiche, historische Kulinarik, die an die Zeit Humboldts in Paris angelehnt ist, dabei aber auch lokale Einflüsse aus Berlin wirken lässt. Das Porzellan erstrahlt im königlichen Glanz vergangener Jahrhunderte, während die imposanten hohen Decken, die kuscheligen Bänke und Nischen sowie die hellen Holztöne die Brücke zwischen Eleganz und Gemütlichkeit schlagen. Unter Porträts und Aufzeichnungen des Staatsmannes von Humboldt sitzt du schick, während du deine Blicke über die glamouröse Bar und die gläserne Küche schweifen lassen kannst. Ein Bild aus grün bewachsenen Kontinenten sticht hervor und Zitate des Namenspatrons zieren die Speisekarte.
Wir starten mit fluffig-käsigen Windbeuteln, gefolgt von Sauerteigbrot mit Butter und Schinken aus Bayonne, eine französische Spezialität. Der wunderbar zarte, süß-duftende Schinken zergeht uns förmlich auf der Zunge. Nicht zu viel Brot essen, damit noch andere Köstlichkeiten Platz finden! Es geht weiter mit einer geschmackvollen Hummer-Bisque mit gefüllten Fagottini Pasta-Täschchen und aromatisierten Cherrytomaten (17 Euro) sowie dem Ouef Cocotte, einem pochierten Ei auf sautiertem Jungspinat, Bayonner Schinken und geschmolzenem Appenzeller (9 Euro).
Als Hauptgang genießen wir das wunderbar-kräftige Coq au vin mit Perlzwiebeln, Speck und handgeschabten Spätzle (26 Euro). Natürlich darf eine Hommage an Berlin nicht fehlen: Königsberger Klopse vom Kalb, faschiert mit einer Liaison von Sardellen, Kapern, Zitronenabrieb und heimischen Kräutern, nappiert mit einer süßsauren Samtsoße und begleitet von einem Püree der La Ratte Kartoffel (24 Euro). Neben den hervorragenden Speisen gibt es auch eine gut bestückte Weinkarte mit teils großen Gewächsen, aber auch einige offene Weine, die ebenfalls sehr gut sind und in einer Karaffe serviert werden.
Crème brûlée darf in einem frankophilen Restaurant natürlich nicht fehlen, hier wird sie mit Tahiti-Vanille aromatisiert und von Malaga-Eis begleitet (11 Euro). Schokoladen-Träume werden mit dem Profiteroles Traditional (13 Euro) wahr – die Bällchen werden mit Bourbon Vanillecrème gefüllt und in eine reichhaltige, geschmolzene Schokoladensauce getunkt. Im Wilhelm bleiben wirklich keine Wünsche offen. Das ehemalige Stadtschloss ist jetzt ein Museum, doch eins der pompös eingerichteten Zimmer wäre genau das, was wir jetzt nach dem kaiserlichen Mahl gebrauchen könnten. Satt und glücklich geht es stattdessen mit der U-Bahn wieder zurück in die eigenen vier Wände …