QIEZ: Wie seid ihr auf die Idee zu WirNachbarn gekommen?
Philipp Götting: „Ich habe das Buch ‚Bowling Alone‘ vom Soziologen Robert Putnam gelesen. Putnam beschreibt, wie Menschen einen immer geringeren Teil ihrer Freizeit miteinander verbringen. Die Folgen dieser Anonymisierung für Gesellschaft, Staat, Gemeinschaft und auch den Einzelnen, seine Entwicklung, sind dramatisch. Zudem habe ich von Nachbarschaft-Netzwerken in Asien und den USA gelesen, die Nachbarschaften erfolgreich revitalisieren. Das hat den Ausschlag gegeben, Weihnachten 2013 zu sagen: Das machst du jetzt. Ich baue eine Plattform, mit der sich Nachbarn und Nachbarschaften austauschen und unterstützen können.“
Was für eine Art von Interaktion erhofft ihr euch von euren Mitgliedern?
P.G.: „In der Nachbarschaft kennen wir uns kaum noch. Aber 93% von uns möchten, dass Nachbarn aufeinander Acht geben, sich unterstützen.
Es gibt ja doch schon einige Nachbarschaftsnetzwerke in Berlin. Was macht gerade eures zu einem besonderen?
P.G.: „Zunächst sind wir die einzige Plattform mit der sich Nachbarn und Nachbarschaften organisieren können. Und völlig kostenfrei. Damit können auch andere Initiativen, die Nachbarschaft beleben wollen, wie ‚auf halber Treppe‘ unsere Plattform nutzen. In vielen sozialen Netzwerken ist man verbunden mit seinen Freunden oder Berufskollegen und Geschäftspartnern.
WirNachbarn verbindet Nachbarn, die sich nicht unbedingt kennen. Selbst wenn die Nachbarschaft sich schon gut kennt, ist WirNachbarn wunderbar, um einfach, schnell und unkompliziert mit anderen Nachbarn zu kommunizieren. Man kann sich vor Einbrechern warnen, Unterstützung anbieten, Dinge verleihen oder ein Straßenfest organisieren. Einzigartig ist sicherlich, dass wir auf echte Namen, echte Nachbarn setzen, also keine Fake-Accounts zulassen. Dafür überprüfen wir wie Airbnb per Personalausweis, Postkarte oder Telefon die Identität der Nachbarn.
Darüber hinaus ist uns wichtig, dass Nachbarschaften klar definiert sind. Wer um die Ecke wohnt, kann sich gut unterstützen. Und: Wir nehmen Privatsphäre ernst: Nachbarschaftsaktivitäten sind nicht googlebar, Deutscher Datenschutz und Server in Deutschland sind unsere Standards.“
Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
P.G.: „Wir stellen uns vor, dass wir in der Zukunft am Frühstückstisch oder auf dem Weg zur Arbeit im Handy nachschauen werden, was gerade in der Nachbarschaft passiert. Wenn man dann noch ein Anliegen hat, eine Empfehlung braucht oder eine Beobachtung mit seinen Nachbarn teilen möchte, macht man das ganz selbstverständlich. WirNachbarn gehört dann zum Leben dazu wie für viele der morgendliche Kaffee, die Tageszeitung oder Facebook.“
Was ist dein eigener Kiez und was magst du an ihm besonders?
P.G.: „Ich wohne zwischen Rosenthaler Platz und Weinbergspark. Unsere WirNachbarn-Nachbarschaft haben wir ‚Um den Weinbergspark‘ genannt. Damit ist auch gleich mein Lieblingsort im Kiez benannt. Nicht nur im Sommer genieße ich den Park. Sei’s, um am Sonntag einfach in der Sonne Zeitung zu lesen oder mit Freunden im Sommer zu grillen. Darüber hinaus habe ich das Glück, dass einige gute Freunde von mir nur Minuten entfernt wohnen. Die Nachbarschaft wird bei WirNachbarn immer aktiver – ich habe mir zuletzt einen Glühweintopf und ein Flipchart von Nachbarn ausgeliehen. Ein anderer Nachbar wirbt für den Erhalt eines Buchladens bei uns in der Straße. Das finde ich gut und es sagt etwas über den Charakter der Gegend hier.“
Am besten gleich anmelden! Die Plattform für Nachbarn findet ihr auf www.wirnachbarn.com. Wir von QIEZ.de freuen uns darauf, zukünftig mit WirNachbarn.com zu kooperieren.