Stadttheater Cöpenick

Ein Absinthrausch könnte dieses Theater retten

Ein Erfolgsstück des Stadttheaters: In "Ganze Kerle" schaffte es eine etwas verfremdete Version der Marilyn Monroe nach Köpenick.
Ein Erfolgsstück des Stadttheaters: In "Ganze Kerle" schaffte es eine etwas verfremdete Version der Marilyn Monroe nach Köpenick. Zur Foto-Galerie
Köpenick - Mit Absinth, Poesie und Gregor Gysi stemmt sich das Stadttheater Cöpenick gegen die drohende Schließung. Denn diese Treptow-Köpenicker Perlen gehören zum ersten "Poesie- und Literaturfestival" des 127 Jahre alten Theaters, das gerade ums finanzielle Überleben kämpft. Ob ein süßes "Köpenicker Schlitzohr" der Kultur im Bezirk hilft?

Das Stadttheater Cöpenick bringt seit 1889 Unterhaltung für die ganze Familie aufs Parkett. Mit dabei sind Programme für Groß und Klein, mit Puppen und Kabarettisten und das größte Theaterfestival für Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland. Doch jetzt kann es durch Kürzungen von Fördergeldern seine Bühnenbauer, Kostümbildner und sogar Schauspieler nicht mehr bezahlen. Auch wenn die Vorstellungen im denkmalgeschützten Haus oft Wochen vor der Veranstaltung ausverkauft sind: Von 80 bezahlten Sitzplätzen im Zuschauerraum kann sich das Theater nicht selbst tragen.

Die Einnahmen einer Benefizgala zur Rettung der Spielstätte waren da ein finanzieller Tropfen auf dem heißen Stein; eher eine „Anerkennung von treuen Freunden des Theaters“ als die Erlösung, wie Michael Weitz zugesteht. Er gehört zum Träger des Theaters, der „Kunstfabrik Köpenick“. Außerdem ist er der Initiator des 1. Treptow-Köpenicker Poesie- und Literaturfestivals im Stadttheater Cöpenick. Auch dafür stehen alle Künstler kostenlos auf der Bühne und für Autogramme und Fotos bereit. Die Einnahmen aus dem Festival fließen also komplett in den Erhalt des Theaters. Auch wenn dafür langfristig Finanzmittel aus Berliner Fördertöpfen oder haufenweise Spenden hermüssen.

80 Sitzplätze gibt es am Abend für das Publikum (c)Stadttheater Cöpenick

 

Das Festival war schon geplant, bevor das Theater vor dem Aus stand. Sollte die Spielstätte bald nicht mehr existieren, wird es woanders stattfinden. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als das Festival fortzusetzen!“, sagt Weitz. Immerhin hätte er vor lauter tollen Beiträgen schon vielen Autoren absagen müssen. Die bekämen dann eben im nächsten Jahr eine Chance. Und genau darum hätte Treptow-Köpenick das Festival auch dringend nötig.

Köpenicks einsame Perlen und süßes Understatement

„Es sind ungeheuer viele literarische Schätze, Perlen und Autoren in diesem Bezirk zu Hause. Sie sind unheimlich rege, nur untereinander nicht vernetzt. Das Festival soll eine Heimat für die zersplitterten Literaten in Treptow-Köpenick darstellen“, sagt Weitz. Und weil gute Autoren immerhin auch ein Aushängeschild für den Bezirk sind, wirbt das Festival nicht nur für ihre Unterstützung. Die beste literarische Leistung wird auch mit einem Preis zum Dahinschmelzen geehrt.

Das „Köpenicker Schlitzohr“ für den besten literarischen Beitrag ist nämlich ein bisschen wie Köpenick: süßes Understatement. Er kommt aus Köpenicks Chocolaterie Catherine – ist also eine handgemachte Süßigkeit. Dass man sich diese Trophäe besser nicht ins Fensterbrett stellt, hält Michael Weitz nicht für schlimm. Er sei eben eine „süße Versuchung“ und somit in jedem Jahr eine neue Motivation für einen Festivalbeitrag.

Drei Akte: Gregor Gysi, Petra Pau und Ulrike Bliefert

In diesem Jahr kommen diese in drei Akten daher. Los geht es mit einer auf dem Grammophon begleiteten Lesung des „Zauberbergs“. Dann stellen vier Autoren ihre Werke vor – darunter ist auch Linken-Politikerin Petra Pau mit ihrer „Gottlosen Type“. Im dritten Akt gibt es dann neben Buchvorstellungen eine Podiumsdiskussion, an der auch Ur-Treptower Gregor Gysi teilnimmt. Preisgünstige Verpflegung und eine After-Party mit Absinth-Cocktails aus der Duke Bar sind ebenfalls geplant.

Alle Infos zum Treptow-Köpenicker Poesie- und Literaturfestival am 15. November 2015 findest du hier. Mehr über das Stadttheater Cöpenick steht auf der Homepage zum Theater. Bis zum Juni 2016 reicht die Programmplanung, danach wird das Haus saniert. Damit das Theater darin enthalten werden kann, suchen die Verantwortlichen dringend Sponsoren!

Foto Galerie

Stadttheater Cöpenick, Friedrichshagener Str. 9, 12555 Berlin

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