An diesem Tag meint es die Sonne besonders gut. Es ist allerschönstes Herbstwetter, an die 22 Grad. Normalerweise könnte Toni Kaiser jetzt noch ein gutes Geschäft machen und Gäste auf der „Gode Wind“ bewirten. Das Piratenschiff, das er eigens dafür aus dem Baltikum nach Lichtenberg bringen ließ, hat gemütliche, rustikale Sitzecken und am Oberdeck eine unbezahlbare Sicht auf die Skyline von Berlin. Bislang aber musste Kaiser die phänomenalen Sonnenuntergänge an Bord seines Restaurantschiffs alleine mit seiner Freundin genießen. Kaiser darf keine Gäste auf das Schiff lassen und nicht bewirten. Die Behörden haben Kapitän Kaisers Route durchkreuzt. Oder um es klar zu sagen: Sie haben bislang verhindert, dass ein Piratenschiff eine neue Berliner Attraktion wird.
Verweigerte Genehmigung
Als ihm die „Gode Wind“ zum Kauf angeboten wurde, zögerte Kaiser nicht lang. Er schlug zu, organisierte den Transport nach Berlin und ließ die „Gode Wind“ in Rummelsburg vor Anker gehen. „Hier befindet sich das Herz unseres Unternehmens“, sagt Kaiser. Außerdem findet er, dass Lichtenberg nicht gerade reich an Sehenswürdigkeiten ist und mit der „Gode Wind“ eine neue Attraktion gebrauchen kann. Kaiser ließ das Schiff zum Restaurant umbauen. Er stellte Personal ein und wollte im Frühjahr dieses Jahres eröffnen. Doch die Behörden verweigerten ihm die Genehmigung.
Immerhin, Werbung gab es für das Schiff bislang reichlich. Selbst die Berliner Touristenwerber Visit Berlin haben die „Gode Wind“ schon auf ihrer Internetseite. Und auch sonst kann sich Kaiser nicht beklagen. Doch was bringt die beste Werbung, wenn die „Gode Wind“ ein Geisterschiff bleibt? Bislang zahlte Kaiser nur drauf, für Umbauten, Gutachten und Anträge. Doch er blickt nach vorn: Wenn er vom kommenden Jahr an Gäste mit frischen, regionalen Fisch- und Fleischspezialitäten bewirten wird, rechnet er mit einem wahren Ansturm auf die Kogge. Die Anwohner wähnt der Schiffsbesitzer auf seiner Seite: Aus der Nachbarschaft hat er bislang nur Unterstützer für sein Projekt wahrgenommen.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von bezirks-journal.de