Besser könnte die Lage nicht sein: Mitten im Trubel auf dem Kottbusser Damm findest du die neue Buchhandlung She said von Emilia von Senger. Laufkundschaft wird es hier viel geben, denn die große Fensterfront erlaubt den Blick auf knallige Farben des noch nicht ganz fertigen Buchladens. Und wirklich, als wir die Räumlichkeiten betreten, folgt uns She saids erste Laufkundin, die prompt auch noch ein paar Bücher mitnimmt.
Nach längerer Umbauphase öffnet heute der neue Literatur-Spot seine Türen. Doch hier entsteht kein gewöhnlicher Buchladen, wie es ihn an jeder Ecke zu finden gibt. Emilia schenkt der Hauptstadt wieder eine Frauenbuchhandlung, in der nur Bücher von Autorinnen und queeren Autor*innen ausgestellt werden. Und das ausgerechnet in der Corona-Lockdown-Zeit.
Doch den eigenen Traum zu verwirklichen kommt nie zum falschen Zeitpunkt: Nach einer längeren krankheitsbedingten Ruhezeit, in der sich die Inhaberin der Literatur widmete, wuchs die Idee einer eigenen Buchhandlung. Während sie bei Lesen und lesen lassen arbeitete, fiel ihr auf, wie viele Bücher von männlichen Vertretern geschrieben wurden, aber wie wenig Frauen und queere Menschen vorkamen.
Zusammen mit ihrem ausgewählten Team bietet sie nun eben genau dieser Gruppe Sichtbarkeit. Auch das Werk von Linus, der uns bei unserem Besuch begrüßt und fester Bestandteil des Buchhandlungsteams ist, findet sich in den Regalen wieder. In seinem Werk Ich bin Linus erzählt der trans Mann seine eigene Geschichte nach dem Coming-out. Auch wenn du hier keine Literatur von hetero cis-Männern findest, kannst du sie dennoch ordern. „Wenn jemand sagt, ich hätte gerne ein Buch von Max Czollek, dann würden wir es auch bestellen, aber wir würden es nicht ausstellen. Wir möchten die Auslegefläche Frauen vorbehalten“, erklärt er uns.
Die Buchhandlung ist als safe space und Ort der Gespräche gedacht. Linus bringt es auf den Punkt: „Ziel ist es, Räume zu schaffen für Leute, die nicht überall Räume haben.“ Sobald die Pandemie vorbei ist, sollen hier dienstags beim She said Tuesday Diskussionsrunden zu verschiedensten Themen stattfinden. Vor allem aber das Café, das im hinteren Raum noch gebaut wird, soll Begegnungen ermöglichen. Ganz nach dem Motto support your local verlassen wir das Geschäft mit zwei neuen Büchern und freuen uns über Berlins einzige Frauenbuchhandlung.