Durch den Kiez

Nick Sawatzki: "Ich bin ja richtig Wessi!"

Nick Sawatzki macht sich nicht nur als Stimme im Radio ausgesprochen gut, sondern auch als leibhaftiger Wegweiser durch Kreuzberg!
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Endlich das Gesicht zur vertrauten Stimme aus dem Radio: Energy-Morgenmann und Ur-Berliner Nick Sawatzki besucht mit uns seine Lieblingsplätze der 90er in Kreuzberg und durchlebt ein Stückchen Kindheit mit uns.

Obwohl Nick Sawatzki schon in aller Herrgottsfrühe aufgestanden ist, und den ganzen Morgen ins Radio Mikrofon gebrabbelt hat, erscheint er munter und redselig zu unserem Treffen. Der Tag könnte nicht schöner sein: Die Sonne gibt alles, was sie hat, es ist angenehm warm draußen und man spürt, wie der Vitamin-D Spiegel steigt. Viel interessanter ist allerdings der Platz, den Nick zu unserem Treffpunkt erkoren hat: Der Döner International am Kottbusser Damm – seiner Meinung nach, der beste Ort in Kreuzberg.

Der quirlige Radio Energy-Moderator hat bis zu seinem Abi hier um die Ecke gewohnt. Für ihn ist der Döner im International daher nicht nur der Beste aus ganz Berlin, sondern ein richtiges Tor in die Vergangenheit. Schon der erste Bissen bringt bei ihm Kindheitserinnerungen hervor: Er erzählt uns von den sehr seltenen – und deshalb so besonderen – Döner am Abend mit seiner Mutter oder vom Döner to go, den er sich so oft nach dem Basketball-Training in Neukölln geholt hat. „Die Kräutersauce schmeckt original immer noch wie Anfang der 90er“, schwärmt er. „Kreuzberg hat sich schon arg verändert. Also, dass man so ein Ding wie den Döner International hier immer noch findet, hat echt Seltenheitswert.“

Genau acht Jahre seines Lebens hat Nick nicht in Berlin verbracht. „Grade in dieser Zeit ist so viel passiert“, erzählt er. „Früher war hier echt tote Hose und wir haben uns sogar noch gewünscht, dass hier irgendwann mal so viel los ist wie in Barcelona oder so.“ Schwer vorzustellen, wenn man sich jetzt am Kottbusser Damm umschaut, wo sich massenhaft Menschen tummeln. Viele Läden, die er noch von früher kannte, sind nicht mehr da und stattdessen sind doppelt so viele neue Geschäfte aller Art dazu gekommen. Wehmütig ist der aufgeweckte Moderator aber nicht, für ihn ist es vollkommen okay, dass sich Sachen verändern – „es gehört ja schließlich auch dazu“, sagt er.

Die gute alte Zeit

Als Ur-Berliner, hat Nick zu jeder Ecke und jeder Straße in der Umgebung eine gute Geschichte parat. Darunter auch die, in der der Discounter neben dem Döner noch das Kaufhaus Bilka war. Dort hatte der 36-Jährige seine allererste Polizeibegegnung: „Es ging um einen kleinen Kalender mit Bikini-Girls drauf und keiner von uns Jungs hat sich getraut den zu kaufen, also meinten alle – ey, Nick, klau den Mal!“ Das Ganze endete mit einer nicht so prickenden Begegnung mit dem Kaufhausdetektiv.

Nach dem letzten Happen Döner – der nebenbei bemerkt wirklich gut war – machen wir uns auf zu Nicks altem Zuhause. „Sieht eigentlich auch noch ganz genauso aus wie Früher“, sagt Nick, als wir direkt davor stehen. 16 Jahre lang hat er mit seiner Mutter am Planufer gewohnt. Er erinnert sich, wie er mit seinen Freunden Wasserbomben vom Balkon geworfen hat und seine Meerschweinchen andachtsvoll unter den Bäumen gegenüber begraben hat, die dann leider am nächsten Morgen von einem Hund direkt wieder ausgebuddelt wurden. Er erzählt uns von einer Zeit, in der er mal mit platinblonden Haaren, ein anderes Mal mit 9 mm Pracht und ein ganz anderes Mal mit reinrasiertem Nike-Zeichen an der Seite, durch die Hood streifte.

Auch Basketball kam in diesen Jahren nie zu kurz, genauso wenig wie die regelmäßigen Freibad-Einbrüche im Sommer. Ab und zu zog Nick sich aber auch Zuhause zurück, zum Beispiel um eine Collage zu basteln. Um eine Collage zu basteln? Tatsächlich. Nick beichtet, dass er sich in sehr jungen Jahren mit Schere und Papier zuhause hinsetzte und auf einer Pappe einen illustrierten Steckbrief von sich anfertigte: Darauf befanden sich zum Beispiel sein Lieblings-Tier, seine Lieblings-Sportart und auch sein Lieblings-Radiosender, welcher natürlich schon damals, Radio Energy war.

Egal ob es 5 oder 15 Uhr ist, Nick ist einfach ein frohes Gemüt.

Den Sprung vom großen Fan zum Moderator hat er inzwischen bekannterweise geschafft und ist seit Jahren als Morgenmann bei Energy tätig. Neben der großen Liebe zum Sender wurde Nick von der Lust getrieben, einfach was zu machen, was sich nicht unbedingt nach Job anfühlt.
Da er inzwischen schon ein alter Hase im Radio-Business ist, kann er auch in jeder Lage seine Zuhörer begeistern. Sogar wenn die Party am Vorabend doch mal zu lang war? „Na ja, es kommt zumindest was raus aus’m Mund „, so Nick – und das ist doch die Hauptsache!

Von Kiez zu Kiez

Der Energy-Sprecher ist schon ganz schön viel rumgekommen, nicht nur in der großen weiten Welt, sondern auch in Berlin. Neben Kreuzberg kommen noch Neukölln, Schöneberg, Tempelhof, Wilmersdorf und Prenzlauer Berg – sein aktueller Wohnort – auf sein Kiez-Konto. Bei der Frage, wo er denn am Allerliebsten wohnen würde, fällt ihm die Antwort nicht schwer: „Wenn’s nach mir ginge, würde ich lieber hierher – ich bin ja richtig Wessi, Prenzlauer Berg ist mir manchmal noch zu Latte-Machiattosiert.“ Allerdings ist für Nick natürlich viel wichtiger, mit wem er wohnt, als wo, und da ist er voll und ganz zufrieden: In Prenzlberg lebt er nämlich zusammen mit Freundin Theresa und bald auch dem kleinen Knirps, den die beiden ab Januar erwarten.

Wir brechen wieder von seiner alten Haustür auf und marschieren weiter Richtung Admiralbrücke. Auf dem Weg kommen wir noch bei Casolare vorbei. Der Italiener hat Nick zufolge „traumhaft gutes Essen und die mieseste Bedienung der Welt“ anzubieten hat. „Aber es lohnt sich wirklich“, beteuert er. „Pizza und Döner sind wirklich die beiden Gründe, warum ich so gerne in diese Gegend komme“.

Ein weiterer Plus-Punkt für Nicks Lieblingskiez: Das Essen im Casolare.

Auf der Admiralbrücke genießen wir dir schöne Aussicht – nur das Urban Krankenhaus sticht etwas grau heraus. Auch hier fällt dem 36-Jährigen eine passende Erinnerung ein. Er beschreibt uns, wie er einmal mit gebrochenem Arm im Krankenbett lag und es liegt noch heute ein bisschen Traurigkeit in seiner Stimme, als er von seinem damaligen Lieblings-Shirt spricht, dass bei der Behandlung zerschnitten werden musste.

Vom Schlafen auf dem Wasser

Wir spazieren noch ein bisschen am Landwehrkanal entlang, durchqueren den Böckler Park und kommen an Nicks Basketballkorb vorbei. Weil wir sein Können ohne Ball aber leider nicht testen können, kehren wir in dem Café Zitrone ein und bestellen Käsekuchen, geröstete Apfelringe und dazu Rhabarberschorle und Kaffee. Langsam verschwindet auch die Sonne, die sich echt wacker gehalten hat und es wird etwas kühler.

Bevor wir uns verabschieden, gibt Nick noch schnell seine Wasserbett-Geschichte zum Besten: Zum Entsetzen seiner Mutter hat er sich als Jugendlicher einen langen Traum erfüllt und sich ein Wasserbett gekauft, welches – obwohl er Mama doch hoch und heilig versprochen hatte, dass es nicht so kommen würde – natürlich ausgelaufen ist. Nach so einer turbulenten Bett-Geschichte muss der Moderator aber auch wirklich in sein normales Bett, der Wecker hat heute Morgen schließlich schon um 3:55 Uhr geklingelt.

Foto Galerie

International Döner, Kottbusser Damm 3, 10967 Berlin

Telefon 030 55772155

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