1. …weil es hier so grün ist. Klingt erst einmal komisch, immerhin ist der Berliner Ortsteil besonders eng bebaut und die Ader des Ortsteils, die Schnellerstraße, erst einmal sehr grau. Aber die vielen Innenhöfe und Uferwege reißen es wieder raus. Im Osten liegt das offizielle Sanierungsgebiet immerhin komplett am Wasser. Und die Nähe dazu macht bekanntlich glücklich.
2. …weil man hier richtig schön wohnen kann. Es sind noch viele Häuser erhalten, die um 1900 herum gebaut wurden. So wie auch die charakteristischen Bauten im Kiez: die Alte Feuerwache inklusive Grundschule oder das jetzige Bezirksamt. Viele freie Wohnungen bieten Flügeltüren, Fischgrätparkett, hohe Decken … Zugegeben: Auch an diesen Häusern ist Berlins Mietwahnsinn nicht spurlos vorübergegangen. Aber preiswerter als im Stadtring ist es allemal.
3. …weil es hier so viel zu erkunden gibt. Gleich zwei Lost Places locken seit Jahren urbane Entdecker. Es sind die Bärenquell-Brauerei und das Kulturhaus Ernst Schneller. Lange konnte man in beiden Ruinen nahezu unbehelligt umherspazieren. Jetzt bebaut die Buwog-Group das Areal rund um das Kulturhaus in der Fließstraße – und darf die alten Gebäude darauf abreißen. Die Brauerei wartet dagegen noch auf eine denkmalgerechte Nutzung.
4. …weil Niederschöneweide familienfreundlich ist. Nach der Schule stehen den Kindern Kurse für Keramik, Musik, Sport und mehr offen. Nicht zu vergessen das Jugendschiff Remili. Auf dem machen Kinder und Jugendliche Hausaufgaben, Sport, Musik, Party und so weiter. Auch junge Familien langweilen sich nicht. Im Familienprojekt Sonnenkinder tauschen sich frischgebackene Mamas und Papas aus, während die Kleinen im Buddelkasten oder Indoor Spielbereich herumkrabbeln oder toben. Im Hebammenladen nebenan gibt es außerdem eine kleine aber feine Auswahl an Babysachen. Viel Platz zum Wagenschieben ist am Wasser sowieso.
5. …weil Niederschöneweide kreativ ist. Man glaubt es kaum, auch hier leben und arbeiten Künstler – zum Beispiel Pumper und Sänger Rummelsnuff. Nahe dem Kaisersteg haben sich in der Novilla auch die Moving Poets niedergelassen. Sie sind der Ableger einer Kunst- und Theatertruppe in den USA und laden regelmäßig zu Aufführungen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Aktivitäten für Kinder. Ein ähnliches Programm hat das Ratz Fatz Kulturzentrum Schöneweide am Rand der Ortslage Oberspree.
6. …weil man sich noch richtig freuen kann, wenn im immergleichen Schöneweider Grün-Grau mal was Neues passiert. Das ist oft einzigartig: Eiskultur Berlin bietet zum Beispiel seit 2017 fantastische Kugeln wie Grüne Gurke, Marshmallow oder Erdbeer-Balsamico. Ganz neu ist Berlins erste Kombi aus Tattoo-Studio und Café. Das ins B Town Tat integrierte Café Miss Marple serviert Kaffee zum fairen Preis und Croques (quasi Baguette-Sandwich). Bald folgen hausgemachte Kuchen und Salate. Schon alteingesessen ist der Interieur-Shop Stöbern de Luxe. Neuer Twist: Der Laden ist zeitgleich Showroom von Wannamarry. Das Team leiht dir wunderschöne Deko im Vintage-Stil für deine Hochzeit – und plant auch den ganzen Event-Style, wenn du magst. Wie all diese Läden findest du auch die Alt-Böhmische Bäckerei auf der Schnellerstraße. Es ist der einzige tschechische Bäcker Berlins.
7. …weil man sich hier aktiv und ganz offiziell sozial engagiert. Vor allem das Zentrum für Demokratie möchte das zivilgesellschaftliche Engagement im Kiez und im ganzen Bezirk fördern. Es macht sich gegen jede Art von Diskriminierung stark, vor allem gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Dafür organisiert es Seminare und Fortbildungen, Beratungsangebote, Ausstellungen, leistet Bildungsarbeit an Schulen und und und. Auch beim alljährlichen Fest für Demokratie und Toleranz auf der Schnellerstraße ist der Verein dabei.
8. …weil man hier gar nicht so weit draußen ist, wie viele denken. Vom S-Bahnhof Schöneweide aus ist man ganz fix auf dem unteren oder oberen S-Bahn-Ring, aber eben auch draußen am Flughafen Schönefeld und Umgebung. Außerdem bringen dich Regionalzüge seit 2016 voran. Und in den hippen Teil von Schöneweide kommt man innerhalb von Minuten zu Fuß – denn der Kaisersteg verbindet Nieder- mit Oberschöneweide, wo Cafés und hippe Spots längst auf dem Vormarsch sind.
9. …weil Schöneweide eben nichts von dem Kult-Kuchen rund um Oberschöneweide abbekommt. Hier sind die Leute hemmungslos ehrlich und die Bewohner in Sachen Alters- und Einkommensstruktur noch wirklich durchmischt. Hier zieht definitiv niemand her, weil es gerade schick ist. Aber viele bleiben, weil sie diesen rummelfreien Ort liebgewonnen haben.
10. …weil Niederschöneweide neben Industrie- auch ein historisches Erbe hat und damit gewissenhaft umgeht. Während des Zweiten Weltkrieges mussten in ganz Berlin Menschen Zwangsarbeit leisten. Von über 3000 Sammelunterkünften für Zwangsarbeiter ist nur noch eines weitgehend erhalten. Es befindet sich in Schöneweide, ist heute denkmalgeschützt und beinhaltet das Dokumentationszentrum für NS-Zwangsarbeit. Hier informiert eine Dauerausstellung über den Alltag der Internierten, über die Geschichte und das System der Zwangsarbeit. Ein Multimedia-Guide führt dich nicht nur über das Lagergelände, sondern auch durch die Geschichte der Nachbarschaft, es gibt Führungen und immer wieder Gastausstellungen.