Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Nikolaiviertel in Schutt und Asche, die DDR-Regierungen machten keine Anstalten, die kleinen Gebäude und engen Gassen wiederherzustellen. Dass Besucher heute wieder einen Eindruck von der jahrhundertelang ähnlich aussehenden Gegend rund um die Nikolaikirche gewinnen können, liegt an einem Umdenken, das anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums einsetzte.
Doch über die Sinnhaftigkeit und Authentizität des Unterfangens Wiederaufbau wird seither diskutiert. Fast auf den ersten Blick fallen beim Spaziergang durch die Straßen Häuser auf, die in einfacher Plattenbauweise errichtet sind und sich nur durch ihre Größe und Giebel an die historischer anmutenden Nachbauten anpassen. Auch die touristische Ausrichtung mancher Geschäfte ist angesichts der vor den Türen angebotenen Souvenirs unübersehbar.
Andere Gewerbetreibende sind dagegen daran interessiert, mehr Berliner ins Nikolaiviertel zu locken, das von Spree, Rathausstraße, Spandauer Straße und Mühlendamm begrenzt wird. Schließlich gibt es dort neben einer Reihe von Restaurants auch mehrere Modeboutiquen und Designläden, die sich nicht speziell an den flüchtigen Besucher richten. Es könnte eine Frage der Kommunikation und der Verbreiterung des Angebots sein – denn warum sollten die Berliner eine grundsätzliche Abneigung gegen das Viertel hegen? Selbst wenn dort alles nachgebildet ist, hat die Gegend ihren Charme und bietet etwas, was sich sonst so allenfalls noch in der Spandauer Altstadt findet.