Nikolaiviertel bald unter Denkmalschutz

So schön kann Plattenbau sein

Romantische kleine Gassen führen dich durch eines der ältesten Siedlungsgebiete Berlins.
Romantische kleine Gassen führen dich durch eines der ältesten Siedlungsgebiete Berlins.
Das kleine Nikolaiviertel ist ein architektonisches Kleinod. Was viele nicht wissen: die schönen Häuser stammen aus DDR-Zeiten. Wir machen einen kleinen Entdecker-Spaziergang durch das Nikolaiviertel, das bald unter Denkmalschutz gestellt wird.

Das Nikolaiviertel ist das älteste Siedlungsgebiet Berlins und beherbergt heute eine seltene Mischung aus Alt-, Neubauten und Kopien. Hier findest du die älteste Kirche Berlins, die kunstvoll restaurierte Nikolaikirche und die kürzeste Gasse Berlins, die sogenannte Eiergasse. Nach dem Kriegsende 1945 war das Viertel fast völlig zerstört. „Außer den Außenmauern von St. Nikolai standen dort noch fünf ganze Häuser, mehr nicht“, so Architekt Stahn zum Tagesspiegel.

Er war es, der sich 1987 zum 750-Jahr-Jubiläum der Hauptstadt in einem Ost-Berliner Architekturwettbewerb mit seinem Entwurf durchgesetzt hatte: Statt einem Wiederaufbau der mittelalterlichen Architektur, verwirklichte er seine Vision einer Mischung aus modernem Wohnen und historischen Strukturen. Das Landesdenkmalamt hat den Denkmalwert des Viertels nun überprüft und angegeben, die Eintragung wird in absehbarer Zeit erfolgen – zum Glück, denn so wird das Viertel vor gierigen Bauherren und Investoren geschützt.

Zu den Gebäuden, die die Bombardierung überstanden hatten, zählt etwa das Knoblauchhaus in dem heute das Stadtmuseum ist. Das kannst du übrigens täglich gratis besichtigen. Auch das aus Originalteilen neu erbaute Ephraim-Palais zeigt wechselnde Ausstellungen zur Stadtgeschichte. Andere Häuser wie die Gerichtslaube und das Gasthaus Zum Nussbaum mussten dagegen nach ihrer Zerstörung als Kopien neu errichtet werden. An diese historischen Gebäude fügen sich die Plattenbauten der DDR-Architektur relativ harmonisch ein, denn sie sehen nicht so aus wie typische Plattenbausiedlungen der 50er Jahre. Das Viertel hatte das Glück, dass gegen Ende der DDR die Wertschätzung historischer Architektur wieder wuchs.

Ein Sammelsurium aus Geschichte und Kitsch

Das Nikolaiviertel ist heute ein Touristenmagnet. Es strotzt nur so vor kleinen Geschäften: Juwelier-, Antiquitäten-, Puppen-, Uhren- und Krimskramsläden reihen sich hier aneinander, trotzdem hat das Viertel nichts von seinem Charme verloren. Natürlich gibt es auch süße Cafés und urige Berliner Wirtshäuser mit echt lokaler Küche wie das Zum Paddenwirt.

Sehr empfehlenswert ist auch ein Spaziergang entlang des Historischen Pfades Nikolaiviertel, der mit 19 Tafeln viele unterhaltsame und interessante Anekdoten über das Viertel erzählt. Natürlich auch über seinen berühmtesten Einwohner, den „Milljöh“-Zeichner Zille – ihm zu Ehren gibt es im Nikolaiviertel das Zille-Museum. Noch ein Grund mehr für einen Besuch des Nikolaiviertels: Seit dem 10. Januar hat das Museum zum 160. Geburtstag Heinrich Zilles das Zille-Jahr ausgerufen.

Museum Knoblauchhaus (Stiftung Stadtmuseum Berlin), Poststr. 23, 10178 Berlin

Telefon 030 240020171

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Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr

Museum Knoblauchhaus

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