Nina Queer ist gefragt. Als die fesche Stilikone der Berliner Schwulen- und Promiszene am Mittwochabend um zehn nach neun ihre Bar „Zum schmutzigen Hobby“ im Friedrichshain betritt, ist der Laden schon bis auf den letzten Platz gefüllt und von überall fliegen Nina Kusshändchen zu. Eigentlich sollte um neun das von Nina präsentierte wöchentliche Glamourquiz starten. Doch die Drag Queen nimmt sich vorher gern noch ein paar Minuten Zeit für ein kleines Interview mit QIEZ. Aufregen tut sich darüber niemand: Alle Gäste haben wie gewohnt Zeit und viel Spaß mitgebracht – und dass Nina es mit der Pünktlichkeit nicht immer so genau nimmt, hat sich sowieso schon rumgesprochen.
Im Herzen vom Prenzl’berg
„Ich lebe jetzt schon seit 14 Jahren direkt am U-Bahnhof Eberswalder Straße und bin lediglich 2011 auf die andere Straßenseite gezogen“, berichtet Nina Queer, nachdem wir im netten Außenbereich ihrer Bar Platz genommen haben. In ihrer 100-Quadratmeter-Altbauwohnung fühlt Nina sich zusammen mit ihren beiden Hunden richtig wohl und könnte sich momentan nicht vorstellen, woanders zu leben. „Alles was gut ist und was ich brauche, liegt gleich vor meiner Haustür. Ich kann mir jeden Ess- und Einkaufswunsch erfüllen und muss mir dank der vielen Spätis im Kiez auch keine Gedanken über die Uhrzeit machen“, freut sich Nina.
Zum Ausspannen und Gassi-Gehen ist die Drag Queen, deren 2011 erschienene Autobiografie „Dauerläufig“ sich schnell zu einem kleinen Bestseller mauserte, mit ihrem Chihuahua und ihrem Sheltie gerne im Mauerpark unterwegs. Was das Essen angeht, bleibt der Travestie-Star heimatverbunden. „Ich liebe die österreichische Küche. Besonders lecker wird sie im Restaurant Zum dritten Mann in der Kollwitzstraße serviert“, so Nina. Doch auch im „eher zünftigen“ Mutzenbacher sei sie gerne zu Gast. „Weil der Laden ja gleich gegenüber von der Bar liegt und das Essen dort so lecker ist, bin ich da fast immer vor der Show.“
Ein Kiez ohne Spießer
Die Gentrifizierung im Prenzlauer Berg bekommt Nina Queer in ihrem Kiez nach eigenen Angaben nicht so mit. „Hier an der Kreuzung Schönhauser Allee / Eberswalder Straße herrscht ein solcher Trubel und so eine Lautstärke, dass spießige Menschen hier gar nicht erst herziehen wollen. Auf der Straße wird einfach die ganze Nacht lang Party gemacht – zum Glück geht wenigstens mein Schlafzimmer nach hinten raus“, schmunzelt Nina, die nur durch einen Zufall – besser gesagt „einen Typen, der eine Affäre mit einer Mitbewohnerin hatte“ – vor über einem Jahrzehnt nach Berlin geraten ist.
Heute wird Nina ihrem Kiez im Prenzl’berg „eigentlich nur zum Klamotten-Shoppen untreu“. Dafür fährt die Glamour-Queen am liebsten an den Ku’damm. „Hier kriege ich ganz schnell alles was ich brauche – genau wie ich es gerne mag“, so Nina Queer, die sich mit einem Küsschen verabschiedet, um endlich ihr Glamourquiz zu starten.
Wer die Drag Queen live erleben möchte, schaut am besten selbst einmal in der Bar „Zum schmutzigen Hobby“ in der Revaler Straße vorbei. Auch die Chance, andere Prominente wie Jennifer Rostock, die Ochsenknechts oder Beth Ditto zu treffen, ist in Nina Queers zweitem Wohnzimmer relativ hoch. Wer beim ersten Besuch noch keine Berühmtheit erspäht, muss nicht traurig sein – erstens lohnt ein Ausflug in die gesellige Bar sowieso und zweitens kann man sich auch mit den Promi-Fotos an den Wänden trösten.
Update: Im Frühjahr 2014 sind die Betreiber der Bar zum schmutzigen Hobby und Kult-Transe Nina Queer im Streit auseinander gegangen. Das beliebte Glamour Quiz gehört also der Vergangenheit an. Alles über aktuelle Veranstaltungen mit Nina erfährst du hier.