Immer mal wieder blitzt der Heimatort aus dem Blog hervor. Dann bespricht er die „Zauberflöte“ („ganz großes Kino“), die in der Komischen Oper zu sehen war. Oder er berichtet vom Zoo-Aquarium. In einem Artikel über einen seiner beiden Enkel auf dem Pferd „Schoko“ fällt in einem Nebensatz der „Berlin Marathon“. Ja, der „Opa“ ist Berliner. Mancher wird es kennen, Opas Blog, das kurioserweise und herrlich emanzipatorisch ein Highlight der „Brigitte MOM“ Liste geworden ist, in der Blogs von Müttern vorgestellt werden. Detlef Untermann ist der Kerl zwischen den Stühlen. Nicht nur dass er wunderbare Familienanekdoten, Haushalts- und Freizeitgeschichten schreibt, er streut Kochrezepte ins Netz und verteilt Ausgehtipps für Theater und Oper, wie es sonst nur bloggende Muttis können oder Kulturszene-Jungs tun.
Untermann macht dies ganz selbstverständlich, war er früher doch bereits politischer Journalist und später für die Unternehmenskommunikation bei der BVG zuständig. Die Vorteile des Nahverkehrs hat er ironischerweise erst als Selbstständiger erkannt. Heute reist er gerne mit Bus und Rad, auch Berlins Car-to-go-System nutzt Untermann manchmal. Smartphone, Laptop, Rechner – alles vernetzt, „ja klar, ich blogge schließlich“.
Seit 1992 in Berlin lebend hat er da natürlich auch den ein oder anderen kleinen Rat für einen schönen Nachmittag (die Wunderkammer „Me Collectors Room„) oder vietnamesisches Essen: „Bao am Hindenburgdamm, preiswert und unheimlich gut“; statt einer Hauptspeise essen seine Frau und er aber lieber „die ganzen Vorspeisen rauf und runter“. Über Lichterfelde West geht sowieso nichts, Untermann wohnt in „einer der schönsten Kieze, die Berlin hat“, der Heinrich-Laehr-Park und die verstreuten Lilienthal-Häuser sind da Beweisführung A und B. Er nennt den Ortsteil „Gartenstadt“. Fragt man ihn etwas, hat er was zu melden. Und selbst wenn man ihn nicht direkt fragt, gibt er Tipps – in seinem Blog. Die Nachfrage ist offensichtlich vorhanden; stolz verweist er auf die Pressemitteilungen über ihn und den Traffic, den die Seite produziert.
Traditionelles und modernes Großvatertum
Ihn als „rüstigen Rentner“ zu beschreiben, könnte die Sache nicht weniger treffen. Opas Blog mag der ungewöhnliche Unterschied zur Hipsterblogosphäre sein. Es wäre falsch, ihn als die digitale Ausnahme analoger Senioren zu stilisieren. Schließlich wenden sich mehr und mehr ältere Menschen dem Internet zu. Nur die Selbstverständlichkeit, mit der der „Opa“ einen Blog gestartet hat, nimmt eine Vorreiterrolle ein.
Detlef Untermann könnte der Opa des 21. Jahrhunderts sein. In „20 facts“ reißt er seinen Charakter zusammen Doch 19 davon würde Untermann sofort für nichtig erklären, das „Wichtigste in Omas und Opas Leben sind unsere Kinder und Enkelkinder, die wir über alles in der Welt lieben.“ Er vereint die Tugenden traditionellen und modernen Großvatertums in sich. Daheim in Lichterfelde, zuhause in Berlin, verbinden sich auch in seinem Blog die Gelassenheit und Erzählfreude erfahrenen Alters mit der vernetzten Informationsweitergabe eines Digital Immigrant. Denn der „Opa“ nutzt das Netz wie die jungen Generationen. Er selbst sagt, er versucht es. Er immigriert in die digitale Welt. Und über seine Gehversuche kann man nicht nur lesen – Geschichten über den Anfang seines Blogs, auch über Kritik und Rückschläge, sowie Tipps und Tricks für den Blogstart gibt Untermann am 9. November an die Blogger Community weiter. Beim WordPress-Camp ist er nämlich mit dabei, wieder mitten in der Blogosphäre.
Das WP-Camp 2013 findet am 9. November in der Beuth Hochschule für Technik statt. Hier geht es zu Opas Blog.