Selten ist der Name eines Architekten so sehr mit der Entwicklung eines Stadtviertels verbunden wie der von Oscar Gregorovius mit seiner „Colonie Carlshorst“. Im Auftrag von Wohnungsbaugesellschaften und in enger Abstimmung mit dem ortsansässigen Adel kaufte er Bauland an der schon damals existierenden Pferderennbahn und gründete 1895 das neue Viertel. Auch für das Straßennetz war Gregorovius verantwortlich – da die Straßen nach Kaiserkindern benannt wurden, bekam die Kolonie bald den Namen „Prinzenviertel“ verpasst.
Zunächst entstanden in der Gegend einfache, kleine Häuser, doch bald wurde Karlshorst auch ein attraktiver Standort für Stadtvillen. Mit der Eröffnung des Bahnhofs 1902 war das junge Viertel mit Berlin wie mit dem Umland verbunden und erfreute sich großer Beliebtheit. Gregorovius redete nicht nur bei der Verkehrsplanung mit, sondern setzte sich auch allgemein für die Schaffung einer modernen Infrastruktur in ’seiner‘ Kolonie ein. Die Interessen der Einwohner vertrat er im Rat der Gemeinde Friedrichsfelde, zu der Karlshorst zunächst gehörte.
Gedenktafel am Wohnort
Die Tätigkeit des Baumeisters beschränkte sich nicht nur auf den Osten Berlins: Gregorovius arbeitete auch im Südwesten und in der Mark Brandenburg, wo er unter anderem Ferienkolonien gründete. Wohnhaft war er jedoch in Karlshorst – dort, wo früher sein eigenes Haus stand, erinnert heute eine Gedenktafel an den ‚Vater’‘ des Stadtteils.
Ein gutes halbes Jahr nach seinem 100. Todestag wird nun noch mal auf einer Veranstaltung im Kulturhaus Karlshorst an Oscar Gregorovius erinnert. Der Karlshorster Erzählkreis stellt sein Leben und Wirken mit einer Lesung vor, in die auch Bild- und Textdokumente einfließen. Spannend dürfte für die Besucher der Bericht von Gregorovius‘ Urenkel Jürgen sein, der ebenfalls vor Ort sein wird. Ausgerichtet wird der Abend zu Ehren des Baumeisters zusammen mit den Karlshorster Geschichtsfreunden im Kulturring in Berlin e.V. und unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD).
Der Erinnerungsabend für Oscar Gregorovius findet am Freitag, 14. März um 19 Uhr im Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112, statt. Der Eintritt ist frei.