Montags ist der Laden von Erik Kormann und Xenia Trost geschlossen. Eigentlich. Denn in der Regel sind die beiden trotzdem in der Ehrenfelsstraße in Karlshorst. Dann hängt an der Tür ein Schild, das die Laufkundschaft zum Klopfen auffordert, wenn sie vor verschlossener Tür steht. Und wer sich das traut, der wird in den kleinen Laden mit angeschlossener Werkstatt eingelassen. Schon beim ersten Schritt in 1000 & 1 Seife steigt den Kunden ein Gemenge aus tausenden von Düften in die Nase und umspielt sanft den Geruchssinn. Der kleine, mit einer zarten Blümchentapete verkleidete Kassentresen und die als Warenauslage zweckentfremdeten Küchenbuffets verbreiten zusätzlich Tante-Emma-Charme. Eine kleine Duftoase in Karlshorst, das sonst so gut wie keine außergewöhnlichen Shoppingerlebnisse zu bieten hat.
Seife, Parfüm, Spielzeug und viele Geschichten
Hierzu zählt seine Kreationen Juli (No. 7), das eine aus sieben Duftstoffen bestehende Hommage an den siebten Monat des Jahres ist. Nach dem gleichen Prinzip hat Kormann auch die Düfte September (No. 9) oder den Gewürzduft Dezember (No. 12) entwickelt. Die Parfümproduktion sowie ein Blog zum Thema betreibt er aus Leidenschaft. Für ihn ganz klar: „Das hier sind keine Parfüms, die es auch bei Douglas gibt“. Wer nicht riechen möchte wie jeder andere, kann sich daher vertrauensvoll an Kormann werden. Und wer interessiert nachfragt, hat vielleicht das Glück, gleich einen Einblick in das umfangreiche Wissen des Verkäufers und Hobbyparfümeurs über die Kulturgeschichte von Düften und Seifen zu erhalten.
Neben diesem Kerngeschäft gibt es zurzeit Kuscheltiere, Duft-Memoryspiele oder Unterwasser-Musikinstrumente für Kinder. Die haben Kormann und Trost bewusst ins Sortiment aufgenommen, weil in Karlshorst hochwertiges Spielzeug gefragt ist. Überraschenderweise fragen die Karlshorster aber auch gezielt nach Produkten, die eigentlich für die Touris am Hackeschen Markt entwickelt wurden. Etwa nach Seifen mit der Aufschrifft „Waschechter Berliner“ oder „Berliner dufte Biene“.
Karlshorst ist besitzerfreundlich
Insgesamt freuen sich die Karlshorster über den neuen Shop im Kiez, erzählt Kormann. „Sie sind irgendwie doch froh, dass wir hier sind.“ Und obwohl der gemeine Karlshorster ahnt, dass ein Fachgeschäft in dieser Seitenstraße der Treskowallee nicht auf allzuviel Laufkundschaft hoffen kann, schellt die Türglocke immer wieder. Es kommen Leute, die schlicht die Möglichkeit nutzen, dass sie in der Nähe etwas Hübsches kaufen können. Kinder, die ein bisschen Taschengeld in ein schönes Geschenk investieren wollen. Und Stammkunden, die dem Laden auch nach dem Umzug treu geblieben sind. Schließlich ist Karlshorst nicht aus der Welt und auch mit den Öffentlichen sehr gut angeschlossen.
Die Mietverhältnisse in den vielbesuchten Einkaufsstraßen stehen Kormann „bis hier“ – ob am Hackeschen Markt oder in der Bölschestraße in Friedrichshagen. In Karlshorst dagegen passen die Räume, der Vermieter achtet auf bezahlbare Verhältnisse für eine so kleine Manufaktur und noch dazu können Kormann und Trost jetzt aus Köpenick mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Der Umzug scheint für die beiden also eine waschechte Verbesserung gewesen zu sein.