Es ist ein Bild, das einigermaßen fassungslos macht: ein komplett zerstörter Weinberg am Südhang des Kienbergs. Jede einzelne Pflanze wurde abgebrochen, jeder Pfahl aus der Erde gerissen. Nicht von einem Wintersturm, sondern von Vandalen. Geschehen ist das Ende Januar. Das Hangstück war zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017 mit Rebsorten aus 13 deutschen Weinanbaugebieten bepflanzt worden. Der nun entstandene Schaden, der im Laufe des Jahres behoben werden soll, beträgt 6000 Euro.
Der Weinberg ist Teil der Terrassen, die vor der IGA auf der südwestlichen Seite des Kienbergs angelegt wurden. Auf ihnen legten die Ausstellungsmacher Streuobstwiesen und Gärten an, bauten Natursteinmauern, die auch Lebensraum für Eidechsen sein sollen. Die entlang der Terrassen verlaufende Promenade verbindet Hellersdorf mit Marzahn und führt zum Südeingang der Gärten der Welt. Nach wie vor ist der Weg eine gern genutzte Spazier- und Radfahrstrecke. Auf der einen Seite liegt der kleine Biesdorf-Marzahner Grenzgraben, auf der anderen lassen die Gärten auch im Februar erahnen, wie schön der Frühling hier werden dürfte.
Täter unbekannt
Vorausgesetzt, es kommt zu keinen weiteren mutwilligen Beschädigungen. Zusätzlich zur Zerstörung des Weinbergs und früheren Akten des Vandalismus tauchen immer wieder Todesdrohungen gegen die Schafe und andere seltene Nutztierrassen auf, die im Arche-Park südlich des Kienbergs leben. Derzeit ist jedoch Ruhe: Seit Ende Januar habe es keine weiteren Vorfälle gegeben, wie uns die Pressestelle der Grün Berlin GmbH mitteilt. Das Landesunternehmen kümmert sich auch nach der IGA um Pflege und Unterhalt des Kienbergparks.
Unterdessen hat die Polizei keine Hinweise auf Verdächtige für die Tat am Weinberg oder eine der anderen Taten (Stand 15. Februar); die Ermittlungen dauern an. Wiederholungstäter*innen sind somit nicht auszuschließen. Vor und während der IGA war es zu Protesten gegen die inzwischen aufgehobene Absperrung des Kienbergs und eines kleinen Teils des Wuhletals gekommen. Aufgrund der bisher beschädigten Ziele, darunter Zäune, wertvolle Bäume in den Gärten der Welt und das zur IGA errichtete Infozentrum des Bezirks, erscheint ein Zusammenhang denkbar.
An einem sonnigen Wintertag im Park
Besucherinnen und Besucher sollten sich von solchen Machenschaften aber nicht abschrecken lassen. Gerade an Sonnentagen ist der Kienbergpark schon im Februar ein Genuss. Als wir vor einigen Tagen auf dem Wuhlesteg mit seiner Roststahloptik den kleinen Fluss überqueren, glänzt der noch teilweise zugefrorene Wuhleteich in der Sonne. Nahe den Stegen am ebenfalls neuen Umweltbildungszentrum tummeln sich Enten und ein paar Schwäne. Rechts davon liegen die Weiden, auf denen drei Pferde an ihrem Heu knabbern. Am Ende des Wuhlestegs liegt die Südflanke des Kienbergs. Dessen 110 Meter erklimmt man entweder über Treppenstufen oder nimmt den sich an der Südostseite entlang windenden Weg. Dieser ist bei unserem Besuch an vielen Stellen matschig und auch der Wald wirkt zu dieser Jahreszeit etwas trostloser als im IGA-Sommer.
Die dritte Möglichkeit, auf den Kienberg zu gelangen, ist natürlich die kostenpflichtige Seilbahn, die optisch den größten Eingriff in die Natur darstellt, aber ohne Zweifel auch ihre Reize hat. Ein paar Meter von der ‚Bergstation‘ entfernt steht der Wolkenhain. Die futuristische Aussichtsplattform ist frei zugänglich und auch im Winter geöffnet. Während der IGA war es ja häufig bewölkt – heute genießen wir hier oben den freien Blick auf Marzahn-Hellersdorf und weit darüber hinaus. Auf dem Plateau des Kienbergs befindet sich auch der Start der Natur-Bobbahn, einer Sommerrodelbahn, die derzeit nur samstags zum Nachtrodeln geöffnet ist (noch bis 23. Februar). Die Gastronomie am Wolkenhain ist gleich ganz geschlossen, aber an einem Tag wie diesem vermissen wir nichts davon.