Die Hauptstadtpresse ist vollzählig versammelt, um die Antwort zu erfahren. Das erweist sich als Teil des Problems. Gerade rund um den Alexanderplatz reagieren Passanten reserviert auf jegliche Ansprache. Das gilt erst recht, wenn die Angreifer mit Mikrofonen und Kameras bewaffnet sind oder so unverschämt gut gelaunt wie die jungen Männer in den blauen BWB-T-Shirts, die Tanks auf dem Rücken tragen und einen Schlauch samt Einfüllstutzen in der Hand halten. Sie sind das kalorien- und kostenfreie, aber offensivere Pendant zum Grillwalker.
„Irgendwie rußig“
Mangels williger Passanten probiert man sich also erst mal selbst durch die vier gleich aussehenden Karaffen. Dass Wasser Nr. 4 irgendwie rußig schmeckt, liegt wohl eher am Stopp des angejahrten Sightseeing-Busses direkt nebenan. Sicher ist, dass Nr. 3 nicht so kalt ist wie die anderen. Ein subjektiver Nachteil, zumal anders als geplant nur stilles Wasser angetreten ist. Das Bezirksamt Mitte war bei der Sondernutzungserlaubnis für den Gehweg wohl etwas schwergängig, ist zu hören. Deshalb mussten die BWB ihre mobile „Wasserbar“ samt Sprudelmaschine im Depot lassen. Und das laue mit Nr. 3 ist ausgerechnet das Leitungswasser, das zwar relativ frisch gezapft ist, aber im Unterschied zur Flaschenkonkurrenz nicht auf Eis gelegt werden konnte.
Der Nächste, Malte Starostik, 35, trägt ein ironisches Nerd-T-Shirt und kürt Nr. 4 zum Sieger: Volvic. Dem hatte ein anderer Tester zuvor eine leichte Plastikflaschennote bescheinigt. Zwischenfazit: Bisher kein Punkt für Nr. 1, das Lidl-Produkt „Saskia“ aus Leißling an der Saale. Ansonsten und überhaupt alles Geschmackssache. Die Sprecherin der Wasserbetriebe bestätigt den Befund: Auch frühere Tests hätten keine klaren Sieger oder Verlierer hervorgebracht, sondern allenfalls geschmackliche Déjà-vus wie: „Das kenne ich von zu Hause.“
Strenge Vorschriften fürs Leitungswasser
Am Ende ist es dann einerseits relativ teuer, weil Land und Veolia bekanntlich Millionengewinne herausziehen. Andererseits ist es mit einem halben Cent pro Liter – inklusive Abwassergebühr – dann doch wieder ziemlich billig. Vor Jahren haben die Wasserbetriebe ausrechnen lassen, dass der Umstieg aller Berliner von Flaschen- auf Leitungswasser jährlich fast 100.000 Tonnen CO2 vermeiden würde, weil für Leitungswasser keine Flaschen hergestellt und gereinigt werden und keine Lastwagen durch halb Europa fahren müssen. Aber Wasser kauft man eben auch mit dem Bauch.