Die Worte „anti you“ und „not like you“ stehen auf vielen Klamotten im neuen People Berlin Store in den Hackeschen Höfen. Die Statements prangen auf einer Bomberjacke, einer schwarzen Culotte-Hose oder auf einem Kleid mit Hoodie-Ärmeln. Bei Stück-Preisen zwischen 70 und 300 Euro sind die Mitte-Fashionistas eher die Zielgruppe für die limitierten Stücke als Jugendliche aus Lichtenberg. Und doch kommen die Design-Pieces von People Berlin genau da her: Entworfen werden sie von Jugendlichen, die auf der Straße leben, Drogenprobleme haben oder psychisch krank sind. Mal ehrlich: Wie geht das zusammen?
Die Idee zu jedem einzelnen Kleidungsstück im Shop stammt von Jugendlichen, die der Verein Karuna Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not betreut. Dort treffen sie auf die professionellen Designerinnen Ayleen, Cornelia und Eva. Die haben überlegt, ob man in Zeiten der Fast Fashion überhaupt ruhigen Gewissens in der Modeindustrie arbeiten kann. Die Frage, ob man Mode weg vom elitären Image und hin zu Gruppen bringen kann, die von der ganz großen Mode eigentlich ausgeschlossen sind, beantworten sie mit ihrem Label People Berlin ganz klar mit einem Ja. An jedem einzelnen ihrer Arbeitsschritte sind Jugendliche von Karuna beteiligt.
Die Designerinnen helfen bei Entwürfen, nähen sie von Hand zusammen und reden natürlich viel mit den Kids. Bei ihrer Arbeit können die aus ihrem Alltag ausbrechen und ihre Fähigkeiten entdecken. Was sie selbst dabei tragen, ist egal. Designt wird für potentielle Kunden. Die Ideen der Jugendlichen ähneln teilweise sogar denen von großen Designern, sagt Eva, die auf das Können der Jugendlichen setzt. Für viele von ihnen ist es das erste Mal, dass jemand an sie glaubt. Oder dass sie etwas zu Ende bringen. Und manchmal auch, dass sie mit einer anderen Lebenswelt in Kontakt kommen. Denn Vorurteile gibt es natürlich, erklärt Eva. Die Jugendlichen sagen: „Die halten mich eh für einen Junky“ oder finden, die Mitte-Shopper seien Spießer.
Dass sie sich anders fühlen, zeigt nicht nur der „Anti“-Aufdruck auf ihren Designs, auch ihre Schnitte sind besonders – zum Beispiel wenn ein Ärmel zum Gürtel umfunktioniert wird. Das passt aber auch zum Wunsch der Fashionistas, sich von der Masse abzuheben. Slow Fashion und Nachhaltigkeit sind ohnehin Schlagworte, bei denen wir selbst beim Shoppen gerne zugreifen. Zusätzlich ist die Auflage der Label-Klamotten limitiert und jedes Stück ein Unikat. Alle Gewinne aus dem Verkauf fließen außerdem in die Arbeit an neuen Klamotten, Accessoires und Handwerksstücken von People Berlin. Denn die nächste Edition ist schon in Arbeit.
Übrigens: Das Label teilt seine Räume mit Dr. Bronner’s, einem Hersteller von bio-zertifizierter und fair gehandelter Naturseife, der sich auch für wohltätige Zwecke engagiert. Beide Unternehmen glauben nämlich daran, dass alle Menschen gleich sind und Konsum auch gerecht sein kann.
Den Shop von People Berlin findest du im Hof 7 der Hackeschen Höfe. Geöffnet ist von Montag bis Samstag von 12 bis 20 Uhr. Am 26. April wird ab 17 Uhr das Opening gefeiert. Wer vorbeikommt, kann auch die Designerinnen und die Jugendlichen hinter People Berlin kennenlernen.