Herrschaftlich, stattlich und sehr hübsch sieht sie von außen aus – die Botschaft von Estland, die sich im Diplomatenviertel am Südrand des Tiergartens direkt neben ihrem italienischen Pendant befindet. Natürlich darf hier nicht jeder einfach so klingeln. Aber: Wer sich für die estnische Kultur interessiert, kann sich auch als Privatperson für einen Besuch in der Botschaft anmelden. Wir waren bei Botschafterin Dr. Kaja Tael eingeladen, um ihre Arbeitsstätte etwas besser kennenzulernen.
Die Geschichte einer Botschaft
Das Grundstück kaufte sich bereits 1852 der Schokoladenfabrikant Theodor Hildebrand. Nach ihm ist die Straße heute noch benannt. 1895 entstand die heutige Botschaft, die bis auf den Südteil noch dem Ursprungsbau entspricht. Das Hochparterre mit den drei großen Räumen – und mit Stuckdekor verzierten und bemalten Decken – gehört definitiv zu den interessantesten Partien im Haus – bis heute. 1920 erwarb es der estnische Konsul Voldemar Puhk als Privatperson, weil der Republik Estland in den Anfangsjahren das Geld fehlte. Am 15. Mai 1920 nahm die Gesandtschaft Estlands ihre Tätigkeit auf, 1940 wurde die Gesandtschaft der Sowjetunion übergeben. 1941 zog das deutsche Außenministerium in das Gebäude.
Während des Krieges wurden fast alle Häuser in der Hildebrandstraße zerstört, nur drei Gebäude blieben stehen, darunter Hausnummer 5. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde „während der Abwesenheit des Eigentümers“ ein Rechtsanwalt damit beauftragt, die Villa als Mietshaus zu verwalten. Und während zahlreiche Mieter das Haus mehr und mehr „herunterwohnten“, z.B. ohne Genehmigungen neue Toiletten einbauten, blieb der Eintrag im Grundbuch unverändert: Republik Eesti.
Der letzte Mieter zog im Mai 1999 aus. „Wir sind nach 50 Jahren zurückgekommen!“, erklärt die Botschafterin Dr. Kaja Tael nicht ohne Stolz. „Bei unserer Ankunft sah alles trostlos aus. Bei der Renovierung kamen dann aber überraschender Weise unter einer Gipswand wunderschöne Deckengemälde zum Vorschein.“ Seit 1. Juni 2001 befinden sich in dem Gebäude die Büro- und Repräsentationsräume der Republik Estland. Im obersten Stockwerk wohnt Tael, seit 2012 in Berlin, selbst.
Übrigens: Tere tulemast ist estnisch und heißt übersetzt „Willkommen“.
Weitere Infos zur Botschaft sowie estnischen Veranstaltungen in der Stadt finden Sie auf der Website und auf Facebook.