Kommentar

Polizei im Kreuzfeuer: Keine Chance für die Liebe

Vier SEK-Beamte vor blauem Himmel mit einem Herz aus Kondenzstreifen.
Auch Polizisten können sich verlieben, sogar wenn sie ihm Dienst sind...
Eigentlich wollten die Kollegen einem verliebten Polizisten nur helfen, die Traumfrau wiederzufinden, doch sie nutzten dafür den offiziellen Account und müssen sich nun sogar Stalking-Vorwürfen stellen. Romantisch oder pervers, das ist jetzt die Frage…

Liebe auf den ersten Blick: Wer wünscht sich das nicht? Ein Berliner Polizist hatte nun das Glück, am Halleschen Tor von Schmetterlingen im Bauch überwältigt zu werden, als eine Passantin ihn nach dem Weg fragte. So weit, so wunderbar. Seine Freunde und Helfer sprangen ihm zur Seite und veröffentlichten auf dem Insta-Account der Polizei eine Story als Suchanzeige. Genau das führt nun zum viralen Aufruhr! Stalking, Missbrauch eines dienstlichen Netzwerks… überhaupt: Hat die Polizei nichts Besseres zu tun? Komischerweise fragt das niemand, wenn die Polizei umgekehrt eingesetzt wird. Anfragen, dass Einsatzkräfte helfen sollen, einen Schwarm zu suchen, gibt es ebenso wie Liebesbotschaften an Kollegen, die irgendwo im Vorbeigehen ein Herz entflammt haben.

Polizei-Bashing

Worum geht es denn bei diesem Fall nun eigentlich? Früher war die Suche-dich-Rubrik im Tip sehr beliebt, dann folgten Spotted auf Facebook und Jodel. Hollywood widmet Zufallsbegegnungen noch immer liebend gern Blockbuster-Zeit. Es ist doch entzückend, wenn sich jemand in der U-Bahn verguckt und aus der ätzenden Rush-Hour ein Höhepunkt des Tages wird, wenn jemand im Supermarkt hofft, seinen Schwarm noch einmal an der Frischetheke zu treffen, oder wenn einer im Netz aus einer verpassten Chance doch ein Liebes-Happy-End machen will. Wieso wird die herzige Öffentlichkeitsfahndung der Polizei so angegriffen? Hat es mehr mit der grundsätzlichen Abneigung gegen die Beamten zu tun, die in gewissen Kreisen quasi Pflicht ist? Oder steht seit der MeToo-Bewegung alles Zwischenmenschliche unter Verdacht, schlimm, schlecht und missbräuchlich zu sein? Schon Catherine Deneuve warnte davor, dass die geschürte Angst das Flirten vernichten würde…

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Polizei Berlin (@polizeiberlin) am Jan 9, 2019 um 4:52 PST

Tatsächlich Liebe

Bleiben wir doch mal auf dem Boden der Tatsachen: Ein Mann sieht eine Frau, die ihm gefällt. Wie sehr, realisiert er zu spät. Darf er dem Gefühl nicht nachgeben, nur weil er eine Uniform trägt? Er hat die Frau nicht gegen ihren Willen festgehalten, er hat sich ihr nicht aufgedrängt, er will nur wissen, ob sie dasselbe empfunden hat. Wenn es so war, wird sie sich bei ihm melden. Durch die ganze negative Aufregung sinken allerdings die Chancen. Frauen berichten von Polizisten, die Serienmörder waren, von Vergewaltigern in Uniform, von… ja, das sind ohne Frage schreckliche Vorkommnisse und kriminelle Männer. Aber wer sagt uns, dass dieser Berliner Polizist auch so ist? Vielleicht ist er ein netter Kerl und genau der Richtige für die Unbekannte. Was, wenn es die Liebe ihres Lebens wird? Willst du es sein, der diese schicksalhafte Begegnung verteufelt? Die Insta-Story wurde mittlerweile gelöscht. Hoffentlich nur, weil die beiden zusammengefunden haben… Bitte, lass es Liebe sein!

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