Unscheinbar wirkt es für den vorübergehenden Passanten: Backsteinbauweise, ein flaches Dach und große Fenster sind alles, was der Betrachter der Residenzstraße 54 von außen zu sehen bekommt. Doch er steht nicht vor irgendeinem Haus irgendwo in Reinickendorf. Hier residierten viele Jahre die Mitglieder der Hells Angels Berlin City, Berlins gefürchtetster Rockerklub. Hier kam man zusammen, um sich auszutauschen und Rennen mit den schweren, schwarzen Motorrädern auszutragen.
Die Nachbarn hielten sich mit Protesten zurück – nun atmet man endlich auf. Denn nach dem Verbot des Klubs durch den Berliner Innensenator verschafften sich in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch Polizeibeamte Zutritt zum Gebäude und beschlagnahmten alle vor Ort gefundenen Objekte. Insgesamt nahmen sich 550 Einsatzkräfte 31 durch die Hells Angels betriebene Gebäude in der ganzen Stadt vor.
Räumung des Rockerklubs
Gestern Morgen holten drei Lastwagen das Inventar aus dem Hauptquartier in der Residenzstraße ab. Vom Stuhl bis zur Kaffeemaschine wurde alles verladen, was bewegt werden kann. Eine Anwohnerin beobachtete die Vorgänge und gibt an, sie sei froh, dass es mit dem Rockerklub im Kiez nun endlich zu Ende sei. Die 60-Jährige wohnt nur knapp einen Kilometer entfernt in der Hausotterstraße und kam oft an dem Klubhaus vorbei. Lieb waren ihr die in Leder gekleideten Männer dabei nicht: „Da vorbeizugehen war ziemlich unangenehm.“
Auch im Nachbarhaus ist die Freude über die Räumung groß. „Jetzt kehrt endlich Ruhe ein“, erklärt eine Frau durchs Küchenfenster. Erlösend sei es, dabei zusehen zu können, wie die Besitztümer der Hells Angels aus dem Vereinshaus geschafft werden. Ihren Namen will die 40-Jährige aber nicht nennen.
Noch immer ist die Furcht vor den Rockern groß. Sechs Jahre dauert der Ärger über den Rockerklub in der Nachbarschaft schon an. „Am schlimmsten waren die Motorräder“, erzählt die Anwohnerin. Sogar auf den Gehwegen sei damit gefahren worden. Ihre 36-jährige Freundin nickt zustimmend. Sie habe vor allem Angst um ihre Kinder gehabt. Schon jetzt könne ihre vier Jahre alte Tochter nicht mehr ruhig schlafen. Gegnüber den Rockern haben die beiden Frauen jedoch keinen Protest laut werden lassen, zu groß war die Einschüchterung. „Aber jetzt machen wir erstmal ein Straßenfest“, lachen sie.