Die Berliner haben lange darauf gewartet, sich in aller Öffentlichkeit Pornos anzuschauen: Das merkte man gleich an der langen Schlange, die sich beim ersten Lick&Listen-Event vor der IPA Bar gebildet hatte. Wer jetzt glaubt, hier gehe es zu wie im Darkroom nur mit mehr Licht, der irrt allerdings. Bei allem sexuellen Treiben auf der Leinwand, bleibt es in der kuscheligen Neuköllner Bierbar recht gesittet. Denn dieses kleine, aber feine Filmevent zeigt erstens nur ethische Werke, bei denen alle kreativ zusammenarbeiten und Darsteller zu nichts gezwungen werden. Zweitens versteht sich Lick&Listen auch als eine Hommage an die Stummfilmzeit: Die Filme werden mit cooler Live Musik präsentiert.
Das Angebot ist vielfältig, es gibt kurze Filme, aber auch mal längere, und jede sexuelle Orientierung ist willkommen: queer, feministisch, fetisch, kinky. Den Auftakt machten Künstler wie KAy Garnellen mit Musik von Martí Guillem, Poppy Sanchez mit Rave Icon. Die Zukunft verspricht Werke von Amarna Miller, Colby Keller, Theo Meow…
Die Veranstalter, Fecunda Lab, möchten Pornos normalisieren und bieten daher einen sicheren, öffentlichen Raum, in dem Leute zusammenfinden und die unterschiedlichsten Sexfilme gemeinsam erleben. Das Konzept kommt an. „Es hat uns vollkommen überrascht, wie viele Leute zum ersten Abend gekommen sind“, erklärt Anarella Martinez vom Fecunda Lab. „Etwa 100 konnten wir leider gar nicht reinlassen. Für das nächste Mal lassen wir uns etwas einfallen, um niemanden mehr in der Kälte stehen lassen zu müssen.“ So schnell wie Lick&Listen in aller Munde ist, wird es schwer sein, dieses Versprechen zu halten.
Aber falls es beim nächsten Termin – am 23. Februar 2017 ab 20 Uhr – wieder Platzprobleme gibt, wird der Sexfilm-Event am nachfolgenden Abend wiederholt. Und noch ein Trost: Lick&Listen gibt es ab sofort jeden Monat. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es nun einen Ticket-Vorverkauf! Mehr dazu und zur nächsten Veranstaltung erfährst du hier.