René und Chrissi erkennt man schon von weitem – zwei fröhlich winkende Gestalten, die an einem grauen und verregneten Alt-Treptower Nachmittagauf uns zukommen. René mit Gitarre in der Hand und langer, schwarzer Lockenmähne, Chrissi mit blondem Haar und dickem Leopardenmantel. Weil es draußen so ungemütlich ist, verziehen wir uns gleich ins Rudimarie, ein gemütliches Café in der Weichselstraße, idyllisch am Neuköllner Ende des Landwehrkanals gelegen. „Hier sind immer viele Kinder und Eltern da, deswegen ist es ein bisschen laut“, sagt Chrissi und lächelt mit ihren roten Lippen. Den Lärmpegel nutzen wir aus, denn die Erwachsenen wollen heute auch mal laut sein! Die beiden nehmen also gleich in zwei gemütlichen Opa-Sesseln Platz und stimmen ihr neues Lied Maske an, das am 12. Mai erscheint.
Don’t hassel the Hoff
So spontan wie bei dieser Aktion sind René und Chrissi auch im wahren Leben: Ein Bekannter stellte die beiden einander im Jahr 2015 vor und es funkte sofort – seitdem sind sie beste Freunde. „Wir beschlossen, irgendwas Geiles zu machen, das unsere Persönlichkeiten widerspiegelt: Banken ausrauben und Steuern hinterziehen war zu gefährlich – und so gründeten wir dann Prada Meinhoff, um die Weltherrschaft an uns zu reißen“, erzählen die zwei Musiker. Was ihre Band ausmacht? „Wir haben nicht so viel Angst, was falsch zu machen oder anzuecken“, so Chrissi. Wir wollen natürlich auch wissen, was es mit ihrem Bandnamen Prada Meinhoff auf sich hat. „Prada is for the superficial part of it, mein is for the terroristic-activist part and the hoff is just for fun, like Don’t-hassel-the-hoff„, sagt die Frontfrau grinsend auf Englisch. Ähhh, bitte was? Na, einen Mythos zu streuen ist schließlich viel lustiger als die Wahrheit, finden René und Chrissi.
Und wie beeinflusst Berlin die Musik von Prada Meinhoff? „Hier leben so viele Menschen mit unterschiedlichem Lebensstil. Es ist ein Hin und Her, das ist der Vibe der Stadt. Das ist wie Wellen – ein helles Durcheinander, während auf dem Land alles gleich bleibt.“, erzählt der Bassspieler mit seinem breiten Lächeln. Chrissi überlegt: „Ich würde depressivere Texte schreiben, wenn ich nicht in Berlin leben würde.“
Sie kam vor acht Jahren hierher, studierte Schauspielerei und zog vor ein paar Monaten von Friedrichshain nach Alt-Treptow in den Kungerkiez. „Hier ist es ruhiger, die Menschen sind so freundlich und man wohnt direkt am Wasser“. Gerne ist sie auch im Treptower Park: „Ich nehme mir immer vor, dort zu joggen und werde es wahrscheinlich niemals tun“, sagt sie lachend. Lieber gönnt sie sich einen Frischkäse-Gemüse-Bagel im Black Sheep. „Die haben den besten Bagel und geiles, veganes Bioessen“, erzählt die Wahltreptowerin.
René dagegen ist begeisterter Läufer: Jeden Tag um 7 Uhr startet er seine Runde durch Kreuzberg, wo er seit zweieinhalb Jahren wohnt. In seinem Viertel, dem Reichenberger Kiez, ist er gerne draußen unterwegs und spaziert am Kanalufer entlang. „Dort begegnen einem je nach Tageszeit die abstrusesten Menschen und Geschichten“, erzählt er. Zwar ist er eher der Bartyp, aber gelegentlich ist er auch dem Feiern nicht abgeneigt. „Das ist die Berliner Partyszene, von der man angezogen und wiederum abgeststoßen wird – dann hängt man auf einmal selber wieder drin und steuert betrunken durch den Park“, erzählt René lachend. Er und Chrissi wohnen zwar nur ein paar Gehminuten voneinander entfernt, am liebsten treffen sie sich aber an einem ganz anderen Ort – der 8mm-Bar. „Dort spielen immer tolle Bands und die Leute da sind einfach toll – warmherzig und talentiert“, so Chrissi.
Whisky gegen Lampenfieber
Musik ist den beiden sehr wichtig. René selbst hat eine lange Karriere als Musiker in verschiedenen Bands hinter sich, studierte Musik und spielt Bass, Keyboard und Gitarre. Chrissi arbeitet auch als Schauspielerin für Theater und Kino. Zu sehen ist sie derzeit in dem Kinofilm Beat Beat Heart, in dem auch ihr gemeinsamer Song Strom vorkommt. Obwohl sie es als gelernte Schauspielerin gewohnt ist, sich zu präsentieren, ist das Singen für sie etwas ganz Neues: „Man zeigt sich selbst, so wie man ist. So ist man viel verletzlicher“, erzählt sie uns.
Auf der Bühne merkt man von Lampenfieber zwar nichts, aber das täuscht. „Ein Konzert ist für mich immer noch total aufregend. Deswegen trink ich vorher gerne zwei oder drei Whiskys„, sagt Chrissi. Statt einem Drink braucht René dagegen eher eine Umarmung von seiner Bandkollegin und besten Freundin. Whisky haben sie auch mit der Band Milliarden vor der Show getrunken, als sie gemeinsam auf Tour waren – ganz rockstarmäßig aus dem Flachmann. „Das sind schon coole Jungs“, sagt der passionierte Bassspieler.
„Es ist geil, auf der Bühne richtig abgehen zu können. Das ist Balsam für die Seele. Und wenn man bei einem Konzert alles gibt, dann ist das schon harte Arbeit“, sind sich René und Chrissi einig. Deswegen gibt es nach der Show auch keine große Party mehr, sondern Entspannung und für René ein paar Bier. Laut dem Bassisten kann man das Konzerterlebnis eh nicht mehr toppen. Das findet auch Chrissi: „Am liebsten bin ich zu Hause mit meinem Freund auf der Couch und gucke Markus Lanz oder so“, sagt sie ganz ernst, muss dann aber doch lachen. Aber ist so ein entspannter Lifestyle nicht schlecht fürs Image? Schließlich bezeichnen sie sich selbst als German-Kick-Ass-Electro-Punkrock-Band. „Neee. Klar trägt jeder irgendwie eine Maske. Aber wir machen einfach unser Ding und versuchen so zu sein, wie wir sind“ Es lebe der Rock!
Bei der Release-Party der neuen Single „Maske“ am 11. Mai könnt ihr Prada Meinhoff live in der 8mm-Bar hören.