Viele wollen sie: Berlins erste temporäre Spielstraße in Prenzlauer Berg. Die Initiative Spielen auf der Gudvanger Straße hatte sie im vergangenen Jahr durchgesetzt: Sieben Mal wurde die Gudvanger für acht Stunden gesperrt. Befürworter des Pilotprojekts haben Ersatzparkplätze in der Umgebung ausfindig gemacht und Nachbarn befragt, bevor es im Mai 2015 mit dem Straßenspiel richtig losging. Nach einem halben Jahr sollte gemeinsam mit den Nachbarn entschieden werden, ob die Spielstraße bleibt.
Vier Anwohner spielen nicht mit
Schon nach der ersten Klage im vergangenen Jahr hat das Berliner Verwaltungsgericht das Pilotrojekt vorerst gestoppt. Die Begründung:
- Das Pankower Jugendamt hatte die Genehmigung zum Spielen eingeholt, nicht die Initiative Spielen auf der Gudvanger Straße. Die sei somit nicht gültig.
- Die Spielstraße ist als Veranstaltung genehmigt worden, zählt laut Verwaltungsgericht aber nicht als solche.
- Das Gericht sah das öffentliche Interesse an der Spielstraße nicht als ausreichend begründet an.
Bürokratie statt Spielfreude. Bis jetzt ein endgültiges Urteil über die temporäre Spielstraße gefällt wird, kann es keine Spielaktionen mehr auf der Gudvanger Straße geben. Wahrscheinlich dauert das Verfahren bis ins Jahr 2017 hinein.
„Dann ändern wir eben das Berliner Verkehrsrecht“
Wenn es mit dem Projekt nichts wird, hätte das Folgen für ganz Berlin. Stadtrad Kühne sagt: „Wenn es mit der Spielstraße in der Gudvanger Straße nicht klappt, kann man so ein Projekt auch am Teutoburger oder Boxhagener Platz nicht durchsetzen.“ Für Spielstraßen an beiden Orten hatten sich bereits Bezirkspolitiker ausgesprochen.
Matthias Groh, der Pressesprecher von Spielen auf der Gudvanger Straße, möchte sogar die Berliner Gesetzgebung ändern: „Mir ist noch nicht ganz klar, warum ein Wochenmarkt, auf dem jeder etwas anderes verkauft, eine Veranstaltung ist, aber unsere Spielstraße nicht“, sagt er. „Aber wenn die Spielstraße nicht mit dem Verkehrsrecht vereinbar ist, dann müssen wir eben die Berliner Gesetze so ändern, dass sie möglich ist.“ Schließlich könne man mittlerweile Straßenflächen für Carsharing-Autos blocken. Warum also noch nicht fürs Spielen auf der Straße?