Interview mit "the Hundert"-Macher

Ein Print-Magazin über die Online-Szene

Zur Fashion Week wurden 100 verschiedene Cover produziert.
Zur Fashion Week wurden 100 verschiedene Cover produziert. Zur Foto-Galerie
Fashion Week mal anders! Die vierte Ausgabe des Print-Magazins "the Hundert" bringt Berliner Start-ups auf einzigartige Weise mit der Modebranche zusammen. Wir haben mit dem Herausgeber und Inhaber des Verlags "Why Berlin" gesprochen.

QIEZ: Was ist „the Hundert“ eigentlich, wie lange gibt es das Magazin schon?

Jan Thomas: „‚the Hundert‘ ist ein Print-Magazin über die Onlineszene, was zunächst mal paradox klingen mag. Aber die Resonanz zeigt, dass Print – zumindest in diesem Fall – sehr gut funktioniert. Und das freut uns natürlich sehr.
Unser Ziel mit ‚the Hundert‘ ist es, der wichtigen Berliner Start-up-Szene ein Gesicht zu geben. Pro Ausgabe stellen wir – nomen est omen – einhundert Protagonisten der Szene vor. Unseren Lesern bieten wir dabei einen sehr schnellen Einstieg bzw. einen guten Überblick über die Akteure der Szene. Die erste Ausgabe ist im Oktober 2013 erschienen. Darin hatten wir 100 Unternehmer, Investoren, Medien- und Verbandsvertreter um eine kurze Standortanalyse Berlins gebeten. Der Grundgedanke ist, dass sich – analog zur Marktforschung – aus 100 subjektiven Meinungen ein objektives Bild herauskristallisiert. Dabei war es interessant zu sehen, mit wieviel Enthusiasmus die Akteure ihre Mission verfolgen und wie glücklich sie sind, diese in Berlin umsetzen zu können. In den Folgeausgaben haben wir dann 100 wichtige Berliner Start-ups (Mai 2014) vorgestellt und in ‚the Hundert – Connecting the dots of the Berlin Startup Ecosystem‘ (Oktober 2014) haben wir 100 Unternehmer aus 48 Nationen präsentiert, die zum Arbeiten und Gründen nach Berlin gekommen sind. Inzwischen erscheint ‚the Hundert‘ viermal pro Jahr in einer Auflage von 10.000 Stück.“


Was ist das Besondere an der aktuellen Fashion Week-Ausgabe?

J.T.: „Die soeben erschienene Ausgabe ‚the Hundert – Startups meet Fashion‘ präsentiert erstmals 200 Personen bzw. Unternehmen. Wie der Name bereits andeutet ist es ein Zusammenspiel der Modewelt auf der einen, und der Start-up-Welt auf der anderen Seite. Das Konzept ist dabei sehr einfach: Mithilfe einer tollen Jury (u.a. mit Christiane Arp (Chefredakteurin Vogue) und Anita Tillmann (Premium Exhibitions)) haben wir die wichtigsten Berliner Fashionlabels identifiziert. Wir haben dann in sehr aufwendigen Fotoshootings in insgesamt neun Berliner Locations (u.a. 25hours, Zoo Hotel, Malzfabrik) 100 Start-up-Unternehmer in den Outfits dieser Fashionlabels inszeniert. Den Aufwand hatten wir dabei ehrlicherweise unterschätzt. Wir arbeiten zwar bereits seit Ausgabe 2 mit eigenen Fotografen zusammen, diesmal waren es jedoch echte Fashion-Shootings inkl. Styling, Make-up etc. – und natürlich war auch das Fitting eine Herausforderung. Und als ob das nicht schon genug wäre, haben wir das Magazin auch noch mit 100 unterschiedlichen Covers produziert – eins für jedes Label im Heft.“


Wie bist du auf diese besondere Idee gekommen?

J.T.: „Eine Unternehmerin hat gerade auf Twitter geschrieben, ‚the Hundert‘ sei ’so Berlin‘. Und ich denke, das stimmt irgendwie. Die Stadt inspiriert.

(c)the Hundert
Und in der Start-up-Szene treffen sie fast ausschließlich auf Menschen, die etwas bewegen möchten. Auf kreative Unternehmer, die für ihre Mission brennen. Ich tummele mich schon seit mehreren Jahren in der Berliner Start-up-Szene – da kommt es früher oder später zu einem Geistesblitz. In meinem Fall wurde dieser sicher durch die Tatsache begünstigt, dass ich vor einigen Jahren mit meinem Blog www.BerlinValley.com gestartet hatte und darüber sehr schnell sehr viele der herausragenden Unternehmer kennenlernen durfte. Und im konkreten Fall der Fashion-Ausgabe war es die Idee, zwei komplett unterschiedliche Szenen in einem Heft zusammenzubringen. Das ist natürlich spannend – auch für uns als Macher. Denn man hat vorab keine Ahnung, wie sich das Ganze entwickelt.“


Magst du selbst irgendwelche Berliner Designer-Labels besonders gern?

J.T.: „Als ich Freunden davon berichtet hatte, dass ich eine Ausgabe über die Fashion-Szene mache, wurden schnell Unkenrufe laut, dass man hier offensichtlich den Bock zum Gärtner gemacht habe. Und da ist leider etwas dran. Die Berliner Mode-Szene und ich hatten vor dem Heft nicht wirklich viele Berührungspunkte. Das hat sich durch die Fashion-Ausgabe natürlich geändert, aber mich haben während der Produktionsphase eher die Themen interessiert, die Fashion-Unternehmer umtreiben bzw. die Personen hinter den Labels. Hier gibt es viele Parallelen zur Start-up-Szene. Zeitgleich aber auch deutliche Unterschiede. Ich denke, wir werden auch im Nachgang zum Magazin versuchen, weitere Brücken zwischen diesen beiden Welten zu bauen. Hierzu gibt es schon konkrete Überlegungen.“


Thema Start-ups im Modebereich – wie siehst du da die Chancen und Risiken in Berlin?

J.T.: „Ich bin natürlich kein Experte. Aber die Modewelt hat schon sehr eigene Regeln. Mich persönlich würden die Kurzlebigkeit von Trends, die Abhängigkeit von der Presse und die chronische Unterfinanzierung ziemlich frustrieren. Zeitgleich bewundere ich die Hartnäckigkeit vieler Labels, die einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst beweisen. Und einige von Ihnen haben ja auch beachtliche wirtschaftliche Erfolge bzw. einen hervorragenden Namen. Sicher war das Ende der Bread&Butter ein herber Rückschlag für den Modestandort Berlin. Zeitgleich scheinen aber die beiden anderen Messen Premium und Panorama diesen Wegfall einigermaßen aufzufangen. Die Fashion-Szene hat viele Fürsprecher und Sympathisanten, einzig fehlt es meines Erachtens an Geld bzw. Kaufkraft. Aber das ist in Berlin ja nichts Neues. Hier muss man noch gezielter daran arbeiten, Fashion-Labels mit Investoren, internationalen Einkäufern oder mit betuchten Kunden zusammenzubringen. Das passiert in meiner Wahrnehmung nur punktuell.“


Wo kann ich mir ein Exemplar der aktuellen Ausgabe sichern?

J.T.: „Vielleicht ist es wichtig zu erwähnen, dass ‚the Hundert‘ trotz seiner Hochwertigkeit komplett kostenlos verteilt wird – größtenteils auf Events der Start-up-Szene. Bei dieser Ausgabe natürlich zusätzlich auf zahlreichen Fashion-Events. Auf unserer Webseite www.the-Hundert.com findet man eine Übersicht aller Veranstaltungen, auf denen man eines der Exemplare erhalten kann. Ferner kann man das Magazin (und alle Vorgänger) kostenlos herunterladen. Und wer dort seine E-Mail-Adresse hinterlässt, erhält zudem alle künftigen Ausgaben von ‚the Hundert‘ immer am Erscheinungstag per E-Mail zugesendet.“


Seit November produziert der Verlag Why Berlin übrigens auch das Printmagazin „Berlin Valley News“ über die Berliner Start-up-Szene. Wir von QIEZ.de freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Foto Galerie

Ein Print-Magazin über die Online-Szene, Müllerstraße D 156, 13353 Berlin

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