Selten war eine Namenswahl wohl so passend wie die der Prinzessinnengärten – denn wie Märchenprinzessinnen lassen sich auch die gleichnamigen Gärten in Kreuzberg gerne retten. Schon seit der Gründung 2009 sind die Verträge für die 6.000 Quadratmeter große Urban Gardening-Fläche immer wieder zeitlich befristet gewesen, wie man das ja in Berlin gerne macht. Schon 2012 und 2013 war die Zukunft der grünen Oase ungewiss, fast jedes Jahr las man von Rettungsappellen und Versuchen der Investoren, das wertvolle Bauland zu kaufen. Ein bisschen wirkt es, als seien die Betreiber dieser kleinen, idyllischen Prinzessinnengärten wie die tapferen Gallier, die sich, umzingelt von bösen Imperatoren, jedes Mal aufs Neue tapfer gegen Spekulanten und Bauboom wehren. Nun folgt also ein neues Kapitel des Dramas.
Hieß es lange Zeit und scheinbar endgültig „Bye Bye Moritzplatz“, wurden die urbanen Gärten auch dieses Mal in letzter Sekunde gerettet. Die Rolle des edlen Helden spielte diesmal der Senat, der im Rahmen seiner Strategie Stadtlandschaft R2G Gartenprojekte und Ähnliches fördert. Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Grüne) erklärte den Schritt damit, die Prinzessinnengärten leisteten einen wichtigen „Beitrag zur sinnvollen Nutzung des öffentlichen Raumes, zum Stadtklima und zur Ergänzung einer wohnortnahen Versorgung“. 600.000 Euro gibt es also zusammen für die Prinzessinnengärten und das Weddinger Gartenprojekt Himmelbeet, das dringend nach einer Fläche sucht. Die genaue Aufteilung des Geldes ist noch unklar und auch dieses Mal gilt die Förderung nur für zwei Jahre. Gefeiert wird in den Prinzessinnengärten trotzdem – und geplant, wie es weitergeht. „Es muss nicht immer so ein Krimi sein, aber es ist eine total gute Nachricht, dass es überhaupt eine Perspektive gibt“, sagte Marco Clausen, einer der Betreiber der Gärten, der Taz.
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Mehr Freiraum für Grünflächen in Berlin
Der Stadtgarten im St. Jacobi Friedhof gleich neben dem Tempelhofer Feld, in den schon Anfang des Jahres ein Teil der Prinzessinnengärten umgezogen war, bleibt bestehen. Die gemeinnützige GmbH Nomadisch Grün werkelt dort nun mit einem Teil der Gerätschaften unter dem Namen Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin. Die Initiative Prinzessinnengarten Kreuzberg dagegen bleibt vor Ort am Moritzplatz. Und versucht derzeit mit dem Verein Common Grounds, die Prinzessinnengärten auch nach dem Umzug der Anderen dauerhaft als grünen Freiraum für Urban Gardening und soziale Projekte zu erhalten.
Vergangenes Wochenende feierten die Prinzessinnengärten erst einmal ihr Fortbestehen und planen jetzt gemeinsam, wie es weitergeht. Vorstellbar ist vieles: Neben ökologischem Gärtnern sind auch feste Räume in Planung, die künftig von stadtpolitischen Projekten und Initiativen kostenfrei für Veranstaltungen genutzt werden dürfen. Marco Clausen sagt: „Es soll ein Ort zum Gestalten werden.“ Ab April 2020 sollen die Prinzessinnengärten dann wieder regulär öffnen – pünktlich zur Gartensaison.