Lausitzer Platz - In riesen Schritten kommt sie auf uns zu: Die Fußball WM. Wer nicht gerade nach Brasilien fliegt, muss gucken, wo er schaut. Eine der exotischeren "Rudelguck"-Plätze ist wohl die Kreuzberger Emmauskirche - Orgelmusik inklusive.
Ok. Eins vorab: Für hartgesottene Fußballfans ist das nix. Alle anderen könnten durchaus Spaß haben an der schön-bekloppten Public-Viewing-Aktion der Emmauskirche auf dem Leipziger Platz. Alleine die Idee, in einer Kirche Fußball zu schauen – die Leinwand wird hinter dem Altar angebracht sein – ist schon verrückt genug.
Der finale Clou ist aber ein anderer: Kommentatoren-Gerede und Stadion-Atmosphäre werden ausgeschaltet, statt dessen spielt während des Matches eine Orgel. 90 Minuten lang. Ganz nach dem Motto „Die Sprache der Orgel ist schonungsloser als die herkömmlichen Reportagen!“, gibt´s hier also einen musikalische Form des Kommentierens. Allein die Vorstellung einer peitschenden Orgel in der Nachspielzeit eines entscheidenden Spiels macht Spaß und fühlt sich ein bisschen nach „Drama,Baby an“.
Doch was für Hardcorefans?
Vielleicht also gilt es das Anfangsurteil doch noch zu revidieren. Denn wer die „Crème de la Crème“ der Fußballkommentatorenschaft kennt, sei es Marcel Reif, Béla Réthy oder Fritz von (Ver)Thrun und Taxis, der wird der Stummschalltaktion bestimmt doch was abgewinnen können. Da es allerdings nur die Deutschlandspiele sind, die in der Kirche gezeigt werden, gilt es zwischen Experimentierfreude und Kommentatorengeschwätz abzuwägen. Und wer weiß, vielleicht schauen sich ja andere Public-Viewing-Locations das Konzept ab, in Teilen würde es ja schon reichen. Gegen einen stummgeschalteten Oli Kahn in der Nachberichterstattung hätten wohl die wenigsten was einzuwenden.