Statt vorbeirauschender S-Bahn-Wagen herrscht auf der Trasse der alten Siemensbahn Stille – Vogelgezwitscher ausgenommen. Die Natur macht sich breit. Links und rechts des Bahndamms wachsende Bäume strecken ihr frisches Grün in die Mitte und auch im alten Gleisbett sprießt so einiges. Die alten Holzbohlen sind von Moos überzogen.
Wer auf den Schienen spazieren geht stößt irgendwann auf ein rostiges Tor. Ist man hindurchgeschlüpft führt einen der Weg hin zum alten S-Bahnhof Wernerwerk. An diesem „Geisterbahnhof“ hält heute kein Zug mehr. Bohlen liegen aufgetürmt auf den Gleisen, das Wärterhäuschen ist mit Graffiti besprüht, kein Bahnhofsschild zeugt von der Vergangenheit. Wer den Weg fortsetzt und mutig von Bohle zu Bohle balanciert, sieht Farbtupfer zwischen den Schienen – kleine weiße und rosa Blümchen. Irgendwann jedoch geht es nicht mehr weiter. Abgesperrt durch Stacheldraht endet der Weg vor einer Eisenbahnbrücke über die Spree, die das andere Ufer nicht erreicht.
Und hier etwas zur Geschichte der Siemensbahn:
Die S-Bahn-Strecke wurde durch Siemens zwischen 1927 und 1929 gebaut, die damit einen besseren Anschluss der vielen Werkspendler schaffen wollte. Die ursprünglich 4,5 km lange Strecke führte als Hochbahntrasse vom Bahnhof Jungfernheide zu den eigens erbauten Bahnhöfen Wernerwerk, Siemensstadt und Gartenfeld. Ca. 17.000 der damals 90.000 der Siemens-Arbeiter nutzten die im 5 Minuten-Takt fahrende Bahn.
Die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs ist mehr als unwahrscheinlich, vor allem, weil inzwischen ein Teil des Bahndamms abgetragen wurde und eine Brücke über die nach dem Neubau der Schleuse Charlottenburg verlegte Spree fehlt. Da ein Teil der Strecke inzwischen unter Denkmalschutz steht, bleibt uns die alte Siemensbahn jedoch weiter erhalten.
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt vom Blog@inBerlin (Autor des Artikels: sunnycat), dem Blog für Geschichte / Kultur und Freizeit in Berlin.