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Europacity-Süd: Es läuft nach (Master-)Plan

Das halbfertige Intercity Hotel beginnt vor Freude über den neuen Nachbarn glatt zu leuchten.
Das halbfertige Intercity Hotel beginnt vor Freude über den neuen Nachbarn glatt zu leuchten.
Mit Freude verkündete die Berliner Presse das vierte Bauvorhaben in der Europacity-Süd (ehemals Lehrter Stadtquartier). Der neue Block auf dem Feld MK7 soll helfen, die "Bausünde" Meininger Hotel zu verdecken. Weitere Vorzüge des geplanten Bürogebäudes fallen der Jubelpresse erst einmal nicht ein.

Grundstückseigentümer CA Immo bemüht sich indes, die (berechtigte?) Furcht vor einem neuen „einfallslosen Klotz“ zu dämpfen, indem sie hier “besonderen gestalterischen Ehrgeiz” versprechen. Die Wahrheit: So wahnsinnig viel gestalterischer Spielraum bleibt hier gar nicht. Denn der 2006 festgelegte städtebauliche Grundkonsens sieht auch architektonisch eine einheitliche Gestaltung aller benachbarten Gebäude vor. Demnach ist es (trotz Architekturwettbewerb für die vier Hauptblöcke) kein Zufall, dass die Fassaden der geplanten und im Bau befindlichen Häuser alle eher nüchtern und banal daherkommen.

Viel fataler jedoch ist das städtebauliche Raster, die strikte Parzellierung der Baufelder, die in Zusammenhang mit dem von Anfang an auf Investorenfreundlichkeit und Rendite optimierten Masterplan ebenfalls von vorn herein feststand, da kommt auch Bahnhofsarchitekt von Gerkan mit seiner ständigen Beschwerde über die Brachen und die Bebauung des Umfelds etwas spät aus dem Mustopf. Aber für ihn ist es augenscheinlich ja auch etwas ganz Neues, dass in Flughäfen und Bahnhöfe heutzutage ganze Shoppingcenter integriert werden.

Mangelnde Aufenthaltsqualität und ein verdeckter Hauptbahnhof

Am Hauptbahnhof hatte man, politisch gewollt, von Anfang an nur die Wahl zwischen “Ödnis” und “Klotz-an-Klotz”. Man kann die Entwicklung des Quartiers daher als selbsterfüllende, da selbst erzeugte, Prophezeiung betrachten, wenn Brachflächen, die nur deshalb ewig Brachflächen blieben, weil man auf Investoren bzw. Mietinteressenten warten musste, gleichzeitig als populistische Rechtfertigung für diese Art der Bebauung dienen, weil anderes Denken und Planen ohnehin von vorn herein ausgeschlossen war.

Die oberflächlichen Fassadenkritiker mag es derweil befriedigen, wenn der Neubau (Visualisierung) tatsächlich ansprechender als seine Nachbarn ausfallen sollte und ganz nebenher auch noch das ach so schreckliche Meininger Hotel verdeckt. Da fallen mangelnde Aufenthaltsqualität, desaströse Straßenverhältnisse und ein verdeckter Hauptbahnhof vermutlich unter Kollateralschäden. Derweil droht schon der nächste und schlimmste Kandidat, dem Bahnhofsvorplatz endgültig den Gar(e)aus zu machen. Noch ist für den Kubus kein Investor gefunden, aber bei CA Immo ist man nach wie vor optimistisch. “Die Diva kommt immer zum Schluss”, heißt es da.
Und wir dachten immer, die “Diva” stünde hier schon seit 2006.

Der Artikel entstand in Kooperation mit dem Berlin Hauptbahnhof Blog: http://berlinhauptbahnhof.wordpress.com

 

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Quelle: externe Quelle

Berlin-Hauptbahnhof, Europaplatz 1, 10557 Berlin

Der Hauptbahnhof wurde mit einer Milliarde Euro deutlich teurer als geplant und nur mit verkürztem Dach realisiert.

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