Anno dazumal fuhr die Buslinie 9 ab Ecke John-Schehr-Straße über die Bötzowstraße, Alexanderplatz und Französische Straße bis Friedrichstraße / Unter den Linden. Das Rumpeln der schweren „Ikarus-Busse“ ließ Kaffeetassen mindestens bis in den zweiten Stock der alten Häuser erbeben. Aber relativ schnell nach der Berliner Wiedervereinigung wurde der Bus durch die Bötzowstraße eingestellt und vor etwa zehn Jahren ordnete man die einstige Hauptstraße ins Zone-30-System des Viertels mit ein und änderte auch die Parkordnung. Ursprünglich wurde auf beiden Fahrbahnseiten parallel zur Fahrtrichtung geparkt, nun stehen auf einer Straßenseite die Autos quer zur Fahrbahn. Dadurch schuf man viel mehr Parkflächen und beruhigte den Verkehr sehr. Für Lieferfahrzeuge ist die Bötzowstraße dadurch extrem eng geworden. Ein weiterer Grund für diese Enge ist sicherlich, dass die Pkws selbst breiter geworden sind. Wobei ich mich dann jedes Mal frage, wozu man in einer Stadt unbedingt einen fetten Offroader braucht. So schlecht sind die Straßen Berlins doch bei weitem noch nicht.
Der Bötzowmarkt und viele kleine Läden
Für die, die sie nicht kennen, habe ich mal als geheimen Erkundungstipp: die Hans-Otto-Straße. In Höhe des Stierbrunnens hat sie eine „Ausstülpung“, durch die man zu einer Kita, an der gerade gebaut wird, kommt, sowie von hinten an die Häuser des angrenzenden Karrees. Apropos Stierbrunnen: Auf dem Arnswalder Platz findet jeden Samstag von 9 bis 15 Uhr der Bötzowmarkt statt. Hier gibt es „hochqualitative und ökologisch einwandfreie Lebensmittel in einem herzlichen und sonnigen Umfeld“, so die Selbstauskunft.
Ungeachtet jeder aufgehobenen Hauptstraßenregelung ist die Bötzowstraße eine Einkaufsstraße mit vielen kleinen Läden geblieben. Der einzige Supermarkt der Gegend ist in der Pasteurstraße zur Greifswalder Straße hin. Selbst die Pasteurstraßen-Ladenzeile kurz vor „Am Friedrichshain“ ist mittlerweile durch Kleingewerbe belegt. Von dort kommt man zu Fuß ganz prima durch die Wohnblöcke hindurch bis zur Liselotte-Herrmann-Straße.
Alter Schriftzug „Fleischerei“
Auf einem relativ langen Stück des Fußweges an der Hufeland- / Bötzowstraße, direkt vor dem Waschhaus, hat die Deutsche Bahn ihre Mietfahrräder aufgestellt. Ist also die Bötzowstraße doch nicht ganz vom öffentlichen Personennahverkehr abgekoppelt. Das Eckgrundstück Bötzowstraße / Käthe-Niederkirchner-Straße ist noch immer ein Spielplatz. Witzig ist der alte Schriftzug „Fleischerei“ an einem Haus in der Käthe-Niederkirchner-Straße zum Friedrichshain hin. Unter den Efeuranken ist noch gut die typische „DDR-Fleischer“ gekachelte Fassade zu erkennen.
Eine Ecke weiter, Am Friedrichshain / Bötzowstraße, ist die ehemalige Verkehrsinsel verschwunden. Die uralte Bötzoweiche können die Rentner der anliegenden Seniorenstätte nun ohne Straßenüberquerung erreichen, weil man in langer, sehr, sehr langer Bautätigkeit die gesamte Straßenecke umbaute und verkehrstechnisch entschärfte.
Kurz hinter dem Filmtheater, da wo es einen Abzweig der Straße Am Friedrichshain zu den „Huss-Medien“ hin gibt, ist aus einem Seniorenheim nun ein schickes „Residenz-Hotel“ geworden. Interessant ist vielleicht noch, dass dieser Durchgang vom „Residenz-Hotel“ an dem Mediengebäude und an den Wohnblocks aus den 50er-Jahren und auch an der hinteren Front der Schule vorbei zur Greifswalder Straße hindurch noch immer existiert. Die „Kurt-Schwitters-Oberschule“ hat dagegen einen neuen Hintereingang mit einem extra umzäunten Fahrradabstellhof bekommen.
Und wo war da nun die Bötzowbrauerei? Deren Reste befinden sich auf dem Hügel Prenzlauer Allee / Saarbrücker Straße.
Lust auf eine Stadtführung oder einen Kiezspaziergang mit Rolf Gänsrich?
Termine: 2., 16. und 23. Februar, 2., 16., 23. und Karfreitag, 29. März.
Treffpunkt: 14 Uhr Greifswalder Straße / Am Friedrichshain (Königstor) vor dem Optiker. Am 9. Februar, 14 Uhr an der „Meldestelle“, Pappelallee / Schönhauser Allee.
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt von der Kiezzeitung Prenzlberger Ansichten.