1835 stand auf dem Gebiet des heutigen Leopoldplatz nur die alte Nazarethkirche. Erst Jahrzehnte später wurde um die von Schinkel entworfene schlichte Backsteinkirche herum ein drei Straßenblöcke aussparender Platz angelegt, der bald von Mietskasernen umbaut war.
Leopold ist ein althochdeutscher Name und bedeutet so viel wie “Der Tapfere aus dem Volk”. Nach einem Volkshelden wurde der Platz 1891 jedoch nicht benannt. Vielmehr bezieht sich der Name auf den Erfinder des Gleichschritts, Leopold I., Fürst von Anhalt- Dessau, auch “der alte Dessauer” genannt. Ohnehin gibt es in der Umgebung des “Leo” zahlreiche Straßennamen, die an Schlachten oder (fragwürdige) Personen der Militärgeschichte erinnern. Und dass dieser einstmals geschlossene Stadtplatz einmal das Zentrum des Wedding sein würde, war im Hobrechtschen Bebauungsplan von 1862 nicht vorgesehen.
In der Nachkriegszeit wurden die Müller-, die Luxemburger und die Schulstraße autogerecht ausgebaut. Zudem avancierte der südwestliche Platzteil durch die Eröffnung des unterirdischen Kreuzungsbahnhofs “Leopoldplatz” (1961) zum wichtigen Schnittpunkt zweier U-Bahnlinien. Die zentrale Funktion dieses Platzes wurde durch die Ansiedlung eines Karstadt-Warenhauses 1978 noch verstärkt. Planer legten 1985 im Rahmen eines aufwändigen Umgestaltungsprozesses noch einmal Hand an und platzierten ein rundes Granitbecken mit Springbrunnen vor dem denkmalgeschützten Schinkel-Kirchenbau.
Der jüngste Umbau
Gestalterisch ein Minimalkompromiss
Die anwesenden Politiker (Senator, Bezirksbürgermeister, Bezirksstadtrat) werden sich daher bei der Eröffnungsveranstaltung auf die eigene Schulter klopfen, doch festzustellen bleibt: diesmal haben die Bürgerinnen und Bürger die wichtigste Arbeit gemacht. Dabei standen, wie es auf dem Platz vordringlich erschien, die sozialen Fragen im Vordergrund. Gestalterisch ist das Ergebnis jedoch sehr fragwürdig: wurde 1985 noch in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz eine Umgestaltung vorgenommen, die die Schinkelkirche und einen historischen Kontext bedacht hat, ist nun ein Minimalkompromiss herausgekommen, der niemandem weh tut.
Die beteiligten Bürger haben sich um historische Zusammenhänge wohl kaum geschert, der Denkmalschutz wurde nicht weiter beachtet. So kommt es beispielsweise, dass der Burgspielplatz “Prinz Leopold” genannt werden konnte. Worauf sich der verspielte Name bezieht, spielte keine Rolle, schon gar nicht die Tatsache, dass es sich beim Namensgeber Leopold um einen ausgesprochenen Militaristen handelte. Ebenso losgelöst vom historischen Kontext muss man auch die Entfernung des häufig zugemüllten, dennoch zur Schinkelkirche passenden Springbrunnenbeckens sehen: das modische Fontänenfeld, wie es jetzt angelegt wurde, ist schneller gereinigt. Erfahrungen anderer Städte zeigen jedoch, dass eine solche Anlage auf lange Sicht kostenanfälliger sein kann.
Jetzt darf gefeiert werden
Die Feier selbst dürfte der Bedeutung des Leopoldplatzes angemessen sein. Beginn der feierlichen Eröffnung ist um 17.30 Uhr. Am Kulturprogramm aus Musik, Theater, Tanz und Licht beteiligen sich zahlreiche Künstler wie die Theatergruppe “Unter Druck”, die Musiker Eva Agnes Schoppe und Tim Karweick sowie die Band “Beatsafari”.
Die Finanzierung der Baumaßnahme in Höhe von ca. 1,8 Mio. € erfolgte aus Städtebaufördermitteln des Bund-Länder-Programms Aktive Zentren. Die Einweihungsfeier wird durch das Kulturnetzwerk Wedding i.G., das Bezirksamt Mitte und zahlreiche Akteure organisiert. Die Begleitausstellung „Kooperativ handeln – Privates Engagement aktivieren und bündeln!“ ist vom 25. Oktober bis ca. Ende November in der Alten Nazarethkirche zu besichtigen.
Freitag, 25. Oktober, ab 17.30 Uhr mit Kulturprogramm mit Theater, Musik und Licht.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von www.weddingweiser.de