Unterwegs im Kiez

Straße der Baustellen

Chausseestraße - Die Chausseestraße war lange Zeit eine Industriehochburg. Mittlerweile wird sie vor allem durch den Bau des neuen Sitzes des Bundesnachrichtendienstes geprägt. QIEZ war für euch unterwegs, um zu gucken, was sich alles verändert und was sich noch verändern wird.

Ein Spaziergang entlang der 1,7 Kilometer langen Chausseestraße von Wedding nach Mitte klingt im ersten Moment spannend. Die Straße ist die Verbindung von Müller- und Friedrichstraße und wird trotzdem eher selten von Touristen besucht. Schon von Anfang an wird einem klar, warum die Touristenscharen weg bleiben: Die Chausseestraße ist eine einzige Baustelle.

Unsere Kieztour beginnt am Weddinger Ende der Straße, gleich an der Panke. Hier beherrschen vor allem langweilige, etwas heruntergekommene Neubauten mit Satellitenschüsseln das Bild. Man kann sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass nur knapp zwei Kilometer weiter südlich das bunte Mitte-Leben tobt.

Baustellen über Baustellen

Ein paar Meter weiter steht bereits das erste eingerüstete Haus. Die zukünftigen Mieter werden bald einen tollen Ausblick auf den gegenüberliegenden Park an der Liesenstraße haben, in dem sich derzeit nur wenige Menschen tummeln. Bei einem Besuch sollte man immer mit einem Auge auf den Boden schauen, sonst läuft man Gefahr, in einen der zahlreichen Hundehaufen zu treten.

Gleich hinter der Tankstelle Liesenstraße Ecke Chausseestraße sieht man vom Park aus auch schon den nächsten Bauzaun. Eine riesige Anzeige verkündet den Bau von „großzügigen Stadthäusern und individuellen Eigentumswohnungen“. Die Grafik im Hintergrund zeigt moderne, kantige Häuser.

Hier wird gebaut und gleich nebenan stehen heruntergekommene Altbauten, die eine Sanierung dringend nötig hätten. Für wen sind denn die Eigentumswohnungen gedacht, frage ich mich. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Schräg gegenüber wird die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) gebaut. Die schicken Wohnungen sind wahrscheinlich für die Mitarbeiter des BND gedacht. Den Mitarbeiter des benachbarten Abwasserpumpwerks der Berliner Wasserbetriebe ist der Preis wahrscheinlich zu hoch.

 

Leerstand und Verfall

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im Blickfeld des BND verfallen Läden und Wohnhäuser. Große Fabrikhallen stehen leer – aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Hier soll ein neues Zentrum Berlins entstehen. Überall an der Chausseestraße wird gebaut. Jede noch so kleine Lücke wird mit neuen Wohnhäusern gefüllt. Je weiter man sich der Mitte Berlins nähert, desto schicker werden die Häuser, die Restaurants werden teurer und die Baustellen kleiner. An jeder Ecke findet man die Filiale einer amerikanischen Fast Food- oder Coffee Shop-Kette. Wir sind gespannt, wie sich die Chausseestraße entwickelt, nachdem auch die letzten Häuserlücken gefüllt sind und die Baustellen weiterziehen.

Straße der Baustellen, Chausseestraße, 10115 Berlin

Weitere Artikel zum Thema

Sehenswürdigkeiten | Durch den Kiez
Vergessener Inselbewohner
Fischerinsel - Generationen von Schülern, Lehrern und Lesern kennen die Geschichte von "Michael Kohlhaas", die […]
Kultur + Events
Die Kastanienallee dreht auf
Bloß Touris und Hipster unterwegs - von wegen! Beim erstmals stattfindenden Festival CastingCarrée, das von […]