Schwule und Lesben interessieren mich nicht, genau wie Frauen und Männer. Schwarz und Weiß gehen mir auch am Arsch vorbei. Ich denke weder in Schubladen, noch in Kategorien oder Bettverhältnissen. Mensch ist Mensch. Wo werde ich am 21. Juni feiern? Vor der Botschaft von Uganda, am Ku’damm oder gleich in Kreuzberg? Ich halte schon ziemlich viel von mir, aber dass ich wie eine Göttin gleichzeitig an drei Orten sein kann?
Dieses Jahr wird es keinen Christopher Street Day geben, sondern gleich drei, mit drei verschiedenen Routen:
1. Die alte CSD-Truppe, die sich eigentlich in Stonewall Berlin umbenennen wollte.
2. Die revolutionäre CSD-Truppe, die ganz vorne Wowi vorzuzeigen hat, und
3. eine kleine in Kreuzberg, die einfach nur eine Straße bespielen wird.
Tante Emma und Onkel Fritz, die eigentlich weder schwul noch lesbisch sind, wollten an dem Tag auch auf die Straße gehen und feiern. Sie wollten damit ihrem Neffen zeigen, dass sie kein Problem haben, wenn er jede Nacht den Basti von der ersten Etage besucht. Sie wollten ihm damit nur ihre Liebe zeigen.
Wir wollten dabei sein, um ein Zeichen zu setzen.
Aber was für eine Message haben die CSDler dieses Jahr überhaupt?
Am Anfang des Jahres entschloss die Mitglieder-Versammlung des Berliner Christopher Street Day eV., sich in „Stonewall Berlin“ umzubenennen, ohne die Mitglieder der schwulen und lesbischen Gemeinschaft zu fragen.
Um die Entscheidung zu bestärken, wurde auch die eingetragene alte Cristopher Street Day-Marke gelöscht, die neue, Stonewall, eingetragen. Kritiker warfen der Führung vor, der Vorstand würde mit der neuen Marke noch mehr Profit rausholen wollen, als er es bisher schon täte. So schlossen sich die Gegner zum „Aktionsbündnis CSD Berlin 2014“ zusammen, um unter anderem eine zweite CSD Parade zu organisieren.
Und jetzt?
Trotz öffentlichen Diskussionen, Streitigkeiten und Testosteron-Ergüssen, scheinen die Herren plötzlich den Schwanz einzuziehen zu wollen und doch leisere Töne zu bevorzugen: der CSD bleibt doch CSD, Stonewall wird eine Gala werden, das Aktionsbündnis erklärte bei einer Presse Konferenz, für 2015 nur noch eine einzige CSD Parade zu wollen, und ich kann nur mit dem Kopf schütteln.
Liebe CSDler, habt ihr es vergessen, als die Sonne auf unsere Haut brannte, wir wie wild tanzten, damit die Hitze bis in unsere Seele drang, in der Hoffnung, alle unsere Sünden könnten dabei über dem Himmel Berlins Flügel bekommen?
Wir, vereint auf einer Straße, wir, Sünder alle Rassen und Konfessionen.
Wir tanzten endlich mal vereint zu dem Rhythmus uns bekannter Lieder, deren Texte wir längst vergaßen.
Das einzige Wort, das uns auf dem Weg begleitete, war Liebe.
Ich habe es nicht vergessen und werde mit ein paar Freunden, Tante Emma und Onkel Fritz eine nette Ecke im Tiergarten aussuchen, um meine Sünde auch dieses Jahr weg zu tanzen.
Wir Berliner lassen uns den Spaß nicht verderben.
Für alle, die zu einem der CSDs gehen wollen, hier die drei CSD-Routen im Überblick:
Unser alter traditioneller CSD. Route Nr. 1
wird organisiert von der Berliner CSD e.V.
eröffnet um 12:00 Uhr
am Kurfürstendamm Ecke Olivaer Platz
startet um 12:30 Uhr
geht über den Wittenbergplatz zum Nollendorfplatz
weiter über den Lützowplatz
zur Siegessäule am Großen Stern.
von der Siegessäule in die Hofjägerallee wird das CSD Finale stattfinden.
Motto der alte CSD: „LGBTI-Rechte sind Menschenrechte“ ( LGBTI steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle Menschen)
Erwartete DemonstrantInnen und ZuschauerInnen: 500.000
Angemeldete Lastwagen: 20
Ankunft Finale: 17.00 Uhr
Mehr Info unter: csd-berlin.de
Die Rebellen der CSD. Route Nr. 2
wird organisiert von der Aktionsbündniss CSD Berlin
eröffnet um 12:00 Uhr
mit Eröffnungsrede vom Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit
an der Ugandischen Botschaft in der Axel-Springer-Straße
dann geht’s es über Spittelmarkt, Französische Straße und unten den Linden
Auf der Behrenstrasse Richtung Potsdamer Platz abbiegen
Von Potsdamer Platz über die Spree zum Bülowstraße
Der Umzug endet am Nollendorfplatz
Motto der CSD Rebellen: „Respekt vor Vielfalt! Rollback verhindern! Menschenrechte in Deutschland, Europa und der Welt garantieren!“
Wagen beim Start ca. 10
Erwartete DemonstrantInnen und ZuschauerInnen: 10.000
Mehr Infos unter: www.CSD-Berlin-2014.de
CSD in Kreuzberg 2014. Route Nr. 3
Wird organisiert von Menschen aus dem Südblock, dem SO36, dem SchwuZ, von der Rattenbar und queerfeministischen Aktivist_innen
eröffnet um 16:00 Uhr
am Oranienplatz
und endet gleich am Kreuzberger Heinrichsplatz
In der Oranienstraße wird gefeiert
Motto: „Die Oranienstraße ist keine Einbahnstrasse – Solidarität auch nicht“.
Im 2013 feierten hier ca 1.500 Menschen
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von AusserGewöhnlich Berlin: www.aussergewoehnlich-berlin.de