Wenn sonntagmorgens Schüler eines Zehlendorfer Gymnasiums auf dem Flohmarkt vor OBI an der Goerzallee ihre gebrauchten Bücher, Spielsachen und Kleidungsstücke verkaufen, wirtschaften sie nicht in ihre eigene Tasche, sondern sie stellen die Einnahmen einem guten Zweck zur Verfügung: Die Achtklässler sammeln für ein gemeinnütziges Projekt in Ghana. „Unsere Aktion ist seit einigen Wochen Teil des Ethikunterrichts“, erläutert Valérie Gericke, Lehrerin an der zweisprachigen Phorms Schule, die seit 2008 in den ehemaligen McNair-Barracks zwischen Goerzallee und Osteweg beheimatet ist. „Der Verein Madamfo Ghana bietet ghanaischen Dörfern Hilfe zur Selbsthilfe bei wichtigen Projekten wie Brunnenbau, Hygiene und Bildung sowie der Verhinderung von Kinderhandel und Kinderarbeit.“
Hilfsprojekt für die Dritte Welt
Den eingetragenen Verein gründete eine deutsche Krankenschwester aus Hagen vor gut einem Jahnzehnt. „Meine Schüler haben im Ethikunterricht eine andere Sichtweise auf Ghana erhalten“, berichtet Valérie Gericke. „Sie haben gelernt, dass man nicht ganz Ghana als zurückgeblieben bezeichnen kann.“ So gebe es in den großen Städten Kinos, Internet, Cafés, Toiletten im europäischen Standard und vieles Vertraute mehr. Die Infrastruktur gleicht also der unseren. „Aber in den Dörfern sieht es ganz anders aus: Dort freut man sich über einen Brunnen oder eine Wasserleitung. Eine Infrastruktur, wie wir sie kennen, gibt es dort nicht.“ Da der Rahmenlehrplan Berlin für die achte Klasse im Umfang des Geografieunterrichts Afrika vorgibt, wurde das Thema fächerübergreifend behandelt. „In Geografie ging es um die physiogeografischen und kulturgeografischen Aspekte Ghanas“, so Gericke. Auch im Englischunterricht diskutierten die Achtklässler über das Thema Hilfsprojekte für die Dritte Welt. Hier stellten die Schüler unterschiedliche Hilfsprojekte per PowerPoint-Präsentation vor. Dabei ist das Sprachniveau im Englischunterricht anders, als man es bei Achtklässlern erwarten könnte.
Denn Phorms ist eine bilinguale Schule, das heißt, vom ersten Schultag an lernen die Schüler die englische Sprache nach der Immersionsmethode. Derzeit hat die Schule in der Harry-S.-Truman-Allee 3 genau 222 Schüler in der ersten bis neunten Klasse. Das Schulklima ist entsprechend familiär. Auf dem Campus besuchen zudem 113 Kinder zwischen einem und sechs Jahren einen bilingualen Kindergarten, der auch über drei Vorschulklassen verfügt. Das Interesse an anderen Ländern und Kulturen ist an einer solchen Schule naturgemäß sehr groß. Auch die Lehrer stehen für kulturelle Vielfalt: Das Kollegium hat Mitglieder aus fast allen Kontinenten – Europa, Afrika, Amerika und Australien.
Einnahmen über 2000 Euro
Die Ghana-interessierten Achtklässler schafften es auch, die anderen Klassen ihrer Schule in das Projekt einzubinden: Sie organisierten einen Kuchenverkauf in ihrer Schule, bei dem die Mitschüler mehr über Ghana erfuhren und ganz nebenbei durch den Kauf von selbstgebackenem Kuchen Spenden tätigen konnten. Einen weiteren Kuchenverkauf stellten die Zehlendorfer in der zum selben Träger gehörenden Phorms-Schule in der Ackerstraße in Mitte auf die Beine. Nicht zuletzt gab es auch eine sportliche Aktivität zur Spendengewinnung: Beim Tag der offenen Tür ihrer Schule Ende Oktober veranstalteten die Schüler einen Spendenlauf. Dabei versuchten sie, möglichst viele Kilometer um das Schulgebäude zu laufen oder zu rennen. Die einzelnen Spender konnten entscheiden, wie schnell, wie lange und wie viele Kilometer die jeweiligen Schüler zu absolvieren hatten. Tempo und Strecke entschieden über den gespendeten Betrag.
Wie kam es nun zu der Flohmarkt-Aktivität? „Wir beschlossen, dass wir für unsere erzielten Spenden arbeiten möchten, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es ist, sonntagmorgens auf dem Flohmarkt zu stehen und uneigennützig für einen guten Zweck Gelder einzunehmen“, berichtet Gericke. So wussten alle Schüler die eingenommenen 320 Euro wirklich zu schätzen. Insgesamt haben die Achtklässler 2047, 97 Euro zusammengetragen – einen Betrag, auf den sie stolz sein können.